dl003: unfallstatistik

dl003: unfallstatistik

Shownotes DL003: Unfallstatistik

Intro (00:00:00)

Thema des Podcasts und der Folge (00:00:18)

Willkommen zu unserer dritten Folge beim datenleben-Podcast, dem Podcast über Data Science.
Wir sind Helena und Janine und möchten euch mitnehmen in die Welt der Daten.
Überall begegnen uns Daten, die unser Leben beschreiben.
Manche von diesen Daten können sich positiv wie negativ auf unser Leben auswirken.
Und genau das sehen wir uns auch heute an.

  • Es soll heute um Unfallstatistiken im Straßenverkehr gehen, das Thema betrifft annähernd jeden
  • Denn sobald wir uns durch den öffentlichen Raum bewegen, sind wir Verkehrsteilnehmer
  • Egal ob als Fußgänger, Radfahrer oder Fahrer bzw. Insasse eines wie auch immer gearteten Kraftfahrzeuges
  • Erstmal werfen wir einen allgemeineren Blick auf Statistiken zu Verkehrsunfällen in Deutschland
  • Dann gucken wir uns an ob in den Unfallzahlen der vergangenen Monate der Lockdown auffällt
  • Das zweite Thema, was uns interessiert, ist die Betrachtung von Geschlechtern in der Unfallstatistik
  • Im April wurde eine Studie über Unfallzahlen in Großbritannien veröffentlicht
  • Fragestellung: Welche Rolle das Geschlecht eines Verkehrsteilnehmers spielt
  • Und dann gibt es auch noch die Sache mit den Crashtestdummys über die wir gestolpert sind
  • Spoiler: Frauen sind nicht einfach nur kleinere Männer

Warum ist Unfallstatistik interessant? (00:01:46)

  • Wie schon gesagt, fast jeder nimmt am Straßenverkehr teil.
  • Oft mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit.
  • Paradoxe Risikowahrnehmung: Dinge, die wir seltener machen finden wir gefährlicher, als Alltägliches
  • Straßenverkehr ist dafür ein gutes Beispiel
  • Es passieren viele Unfälle, aber es ist selbstverständlich daran teilzunehmen
  • Vergleich zu Flugzeugen: rational wissen wir, Flugzeuge sind sicherer, dennoch haben viele Flugangst
  • Im Straßenverkehr spielt die Gefährlichkeit des Autos eine Rolle, deswegen schauen wir uns das an
  • Wie sicher ist aber Autofahren in den letzten Jahrzehnten geworden?
  • Und was können wir noch rausholen an Sicherheit im Straßenverkehr?
  • Und vor allem: Für wen?

Einspieler: Straßenverkehr und Verkehrssicherheit (00:02:54)

  • Motorisierter Individualverkehr eröffnete innerhalb kürzester Zeit neue Möglichkeiten
  • Automobile bestanden anfangs aus ein bisschen Blech, einem Antrieb und harten Sitzen ohne Gurte.
  • Anschnallpflicht? Eine stabile Karosserie? Angepasste Verkehrsregeln? Airbags?
  • Auf den nur marginal beschilderten Straßen wurde es mit den Automobilen voller und chaotischer.
  • Die Unfallwahrscheinlichkeit wuchs daher Anfang des 20. Jahrhunderts
  • 1906 soll es 2.290 polizeilich erfasste Unfälle gegeben haben.
  • 1910 bekam Deutschland das Kraftfahrgesetz, Vorgänger der heutigen Straßenverkehrsordnung.
  • Im gleichen Jahr wurden in Deutschland die in Paris verabschiedeten Warnungstafeln eingesetzt
  • Die ersten international gültigen Warnungstafeln das Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 11. Oktober 1909
  • 15. Dezember 1924 in Berlin erste Lichtzeichenanlage Deutschlands in Betreib genommen.
  • Trotz immer vielfältigeren Maßnahmen, wuchs die Zahl der Verkehrstoten dennoch weiter an.
  • Ab den 1930er Jahren wurdebn umfangreicher Crashtestes durchgeführt
  • Mit Verbreitung des Automobils wuchs die Zahl der Unfälle mit Personenschaden und Verkehrstoten.
  • Seit 1953 erfasst das Statistische Bundesamt durchgehend die Straßenverkehrsunfälle.
  • 1970 hält den traurigen Rekord, denn es starben 21.300 im Straßenverkehr (BRD und DDR).
  • Für 2019 gibt es die vorläufige Zahl von 3.059 Verkehrstoten.
  • Zahl der Verkehrstoten konnte erheblich herabgesenkt werden, steigender Zahl von Verkehrsteilnehmern.
  • Um 1900 wurden ca. 9,5 Tausend Fahrzeuge (PKW, LKW und Busse) produziert, 100 Jahre später bereits 58 Millionen.
  • Derzeit bei fast 100 Millionen Fahrzeugen, darunter waren 2019 ca. 67 Millionen Autos.
  • Dennoch gibt es heute weit weniger Verkehrstote als noch vor einigen Jahrzehnten.
  • Seit die Verkehrsunfälle durchgehend erfasst werden, ist es möglich, Verbesserungen nachzuvollziehen.
  • Zum Beispiel bei Gesetzesänderungen.
  • In der BRD gab es nach dem 1972 eingeführten Tempolimit von 100km/h auf Landstraßen einen deutlichen Rückgang der Verkehrstoten.
  • Auch die Einführung der 0,8 Promillegrenze (vermutlich im Zusammenspiel mit der Ölkrise) sorgte 1973 in der BRD erneut für einen Rückgang.
  • Dazu weitere Entwicklungen direkt in den Automobilen
  • Unfallstatistik kann den Fokus der Forschung lenken und gezielter zu Verbesserung führen.
  • Nur: Wo liegen denn heute die Knackpunkte? Wo kann man noch nachbessern?

Wie lief der Verkehr in 2019? (00:07:50)

  • Nach dem historischen Überblick kommen wir doch mal ins Jetzt
  • Die aktuellste Jahresstatistik über Verkehrsunfälle ist von 2019
  • Ergebnis: 2019 ist das sicherste Jahr im Straßenverkehr in Deutschland seit den 70er Jahren
  • Definition Todesopfer bei Verkehrsunfällen: Unfallopfer verstirbt innerhalb 30 Tagen an den Folgen
  • Gilt das aber für ganz Deutschland, dass es das sicherste Jahr im Straßenverkehr war?
  • Vergleiche zwischen Gesamtstatistik 2019 und zwei ausgesuchten Städten: Braunschweig und Aachen (ungefähr ähnlich viele Einwohner)
  • In 2019 sind in Braunschweig 11 Menschen im Straßenverkehr umgekommen, während es 2018 nur 4 waren
  • Auch in den letzten 10 Jahren gab es kein einziges Mal mehr als 8 Verkehrstote in Braunschweig = 2019 nicht das sicherste Jahr der letzten Jahre
  • In Aachen sind 10 Personen im Straßenverkehr verstorben, in den Jahren davor aber jeweils mehr (bis zu 16) = 2019 das sicherste Jahre der letzten Jahre
  • Die Einzelfälle sehen also jeweils wieder anders aus, als gesamt Deutschland
  • Leichtverletzte: 1.600 in Aachen, 744 in Braunschweig; Schwerverletzte: 300 Aachen, 160 Braunschweig
  • Abgesehen von den Todesopfern liegen die Zahlen in Aachen ca doppelt zu hoch, was seltsam erscheint
  • Woher kommt das, dass sich das so stark unterscheidet?
  • Die Aachener Polizei ist nicht nur für die Stadt Aachen zuständig, sondern für mehrere Orte
  • Einzugsgebiet der Polizei Aachen umfasst 550.000 Einwohner, die Stadt Aachen etwa 250.000
  • Bezieht man nur die Zahlen der beiden Städte ein, sind sich die Zahlen sehr viel ähnlicher
  • 17% mehr Schwerverletzte in BS (BS 159/Aa 136), 13% weniger in BS (BS 744, Aa 847))
  • Leichtverletzte: 874 Aachen, 744 in Braunschweig; Schwerverletzte: 136 Aachen, 160 Braunschweig
  • Fazit hier: Immer genau hingucken woher die Zahlen kommen und worauf sie sich beziehen
  • Wenn Zahlen sich auf auffällige Weise widersprechen, immer nachforschen woher das kommt
  • Warum heben wir das mit den Städten so hervor?
  • Solche punktuellen Betrachtungen vorzunehmen, lässt individuelle Probleme in den Blick geraten
  • Wenn wir uns jetzt nur die Gesamtstatistik ansehen, sehen wir, dass wir auf einem guten Weg sind
  • Guckt man auf einzelne Städte, erkennt man zum Beispiel, dass Radfahrende gefährdeter sind
  • In Braunschweig sind 2019 5 Radfahrerende gestorben, mehr als 2018 insgesamt im Straßenverkehr (4)
  • Daraus kann man den Schluss ziehen, dass Radwege besser werden müssen (z.B. mit abbiegenden Autos)
  • Das muss man sich eben auf der untersten kommunalen Ebene angucken und entsprechend handeln

Welchen Effekt hatte der Lockdown auf die Unfallstatistiken? (00:16:36)

  • In der letzten Folge habe wir über Übersterblichkeit gesprochen
  • Darüber wie sie genutzt wird, um realistischere Zahlen über Epedemien und Pandemien zu erhalten
  • Übersterblichkeit wird natürlich auch von mehreren Faktoren beeinflusst wird
  • Ein Faktor für eine leicht niedrigere Übersterblichkeit, wäre vielleicht der Rückgang an Verkehrsunfällen und damit Verkehrstoten
  • März und April 2020 kaum Straßenverkehr in Folge des Lockdowns, zeigt sich auch in der Luftqualität
  • Wie haben sich Home Office, geschlossene Geschäft etc. auf die Unfallstatistik ausgewirkt?
  • Das Statistische Bundesamt veröffentlicht monatliche Pressemitteilungen über die neuesten Unfallzahlen
  • Helena hat eine Analyse von März 2020 und April 2020 durchgeführt
  • Im März begann der Lockdown und verglichen mit den 4 Jahren davor gab es 100 Todesopfer weniger im Straßenverkehr (= 30% weniger)
  • Im April sind nur 5 Personen weniger als im Schnitt der Vorjahre verstorben, im Vergleich zum Vorjahr, quasi keine Änderung
  • Kann daran liegen, dass der April 2019 bereits 44 weniger Verstorbene hatte, als in 2018
Grafik zu Unfallstatistik: Verstorbene pro Monat in Deutschland von 2016-2020
Verstorbene pro Monat 2016-2020
Grafik zu Unfallstatistik: Verletzte pro Monat in Deutschland von 2016-2020
Verletzte pro Monat 2016-2020
  • Die Gesamtanzahl an Unfällen mit Personenschaden war allerdings im April weniger als in den Vorjahren
  • Unfälle mit Personenschaden 2020: März ca. 15.000 im April ca 17.000
  • Aber im Vergleich zu den Vorjahren war der April niedrig, da lag die Zahl zwischen 22.000-27.000
  • Der Effekt auf Unfallzahlen im April ist also deutlich vorhanden
  • Man sieht das nur nicht auf der Ebene der Zahlen von Verstorbenen

Wie macht man eine Analyse mit diesen Daten? (00:21:45)

  • Wir werfen auch mal einen Blick auf die Tools von Data Science:
  • Helena erklärt, wie sie bei der Analyse der Unfallzahlen vorgegangen ist
  • Das Statistische Bundesamt stellt in der Genesis-Datenbank Zahlen bereit
  • Verschiedene Dateiformate liegen vor, z.B. CSV-Dateien, die sich mittels Software gut einlesen lassen
  • Es werden zwei verschiedene CSV-Dateien bereit gestellt: beschriftet mit 'csv' und mit 'flat'
  • Sinnvoll zu verarbeiten ist die Datei mit 'flat'
  • Darin liegt wirklich eine Tabelle mit Zeilen/Spalten vor, die auch eine klare Bedeutung haben
  • Diese Art der Datendarstellung wird in Data Science auch als 'long' bezeichnet
  • D.h. es gibt zB eine Spalte Monat, in der steht der Monat; die Zahlen dazu in einer eigenen Spalte
  • Das Gegenstück zu long ist wide, da wären dann 12 Spalten
  • Die sind jeweils mit dem entsprechenden Monat bezeichnet, also eine breitere Tabelle
  • Jedes Dateiformat hat bestimmte Eigenschaften, die für bestimmte Analysen nützlich sind
  • Helena benutzt als Analysesoftware R und die bevorzugt vor allem das long-Format
  • Zum Plotten benutzt sie die Plotbibliothekt ggplot
  • Wichtig ist bei Tabellen auch immer die Frage, wie sind fehlende Werte dargestellt
  • Das Statistische Bundesamt nutzt drei Punkte '…' bzw. ein Minus '-' um auf fehlende Werte hinzuweisen
  • Dabei bedeuten die Punkte, dass die Daten noch kommen sollen (bezieht sich auf Zukunft)
  • Minus heißt, dass es keine Werte gibt (bezieht sich v.a. auf Vergangenheit)
  • Was tun bei Daten aus verschiedenen Quellen?
  • Daten gingen nur bis März, April fehlte in der Datenbank, Aprildaten mussten anders importiert werden
  • Wenn etwas als Tabelle z.B. auf einer Webseite vorliegt, kann man es vielleicht kopieren und in eine Tabelle z.B. in libreoffice einfügen
  • Speichert man das, entsteht wiederum eine maschinenlesbare Tabelle für die genutzte Software
  • Der nächste Schritt: Zahlen grafisch darstellen mit ggplot
  • Falls ihr dazu Fragen habt oder etwas gerne noch genauer erklärt hättet, sprecht uns jederzeit an
  • Entweder in den Kommentaren zur Folge auf unserer Seite oder per Twitter

Spielt das Geschlecht eine Rolle im Straßenverkehr? (00:28:56)

  • Die Zahlen, die wir uns bisher angesehen haben, sind relativ oberflächlich und plakativ
  • Es ist leicht vorstellbar, dass weniger Verkehr auch potentiell weniger Unfälle bedeutet
  • Zahlen können aber auch konkretere Verhältnisse zeigen, wie es in Großbritannien versucht wurde:
  • Forscher haben untersucht, welche Rolle das Geschlecht im Straßenverkehr spielt bei tödlichen Unfällen
  • Um das Ergebnis der Studie schonmal vorwegzunehmen: Männer sind die gefährlicheren Fahrer
  • Die Studie bezieht sich auf die Jahre 2005-2015 in Großbritannien
  • Vergleicht das binär angenommene Geschlecht (männlich/weiblich) der Personen und die Verkehrsmittel
  • Wie stellt man in der Studie die Vergleichbarkeit der Zahlen her?
  • Vergleichswert: Anzahl der Verkehrstoten wird auf 1 Milliarde Kilometer berechnet
  • Nicht berücksichtigt wurde in dieser Studie die Schuldfrage bei Unfällen
  • Auto: Auf die gleiche Anzahl gefahrener Kilometer sterben durch männliche Fahrer 3,9-4 Personen
  • Auto: Durch weibliche Fahrende sterben hingegen 2 Personen
  • Motorräder: Männer 8, Frauen 0,7
  • LKWs: Männer 17, Frauen knapp unter 5
  • Aber sind Frauen wirklich so viel weniger gefährlich im Straßenverkehr oder fahren sie seltener?
  • Beim Autofahren bezieht es sich tatsächlich auf die gefahrenen Kilometer, bei LKWs ist das anders
  • Nur 4% der LKW—Führerscheine in Großbritannien sind auf Frauen ausgestellt
  • Dann hat man die insgesamt gefahrenen Kilometer auf 4% Frauenanteil umgerechnet
  • Gewagte These, da man daraus nicht sieht, wie viel und wie lange Strecken Frauen fahren
  • Eigene Beobachtung: Frauen fahren vor allem LKWs in Form von Lieferwagen im städtischen Bereich
  • Kann man hochrechnen, wie sich das verhalten würde, wenn Frauen mehr LKW fahren würden?
  • Die Studie gibt das nicht her, zieht aber das Fazit:
  • Berufe mit viel Zeit am Steuer sollten möglichst ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis haben
  • Ehe man diesen Schluss zieht, sollte man aber noch ein paar Fragen vertiefen, auch die Grundannahme
  • Kann Müdigkeit ein entscheidender Punkt sein, wenn Männer vielleicht vor allem Langstrecken fahren?
  • Es wirkt plaubibel, dass Männer aggressiver fahren, aber die Zahlen geben es nicht her
  • Der Unterschied kann auch andere Ursachen haben, die man analysieren sollte
  • Die Forscher haben also sozusagen versucht eine Datenlücke zu umgehen und daraus Schlüsse zu ziehen
  • Was man rausziehen kann: LKWs sind sehr viel gefährlicher im Straßenverkehr als Autos
  • Dass Männer in Autos um den Faktor 2 gefährlicher sind, ist auch plausibel
  • Aber um daraus Gesetze oder Regeln abzuleiten, müssen vorher noch bestimmte Fragen abgeklopft werden

Verkehrsunfälle Männer und Frauen in Deutschland (00:38:19)

  • Wir haben uns dann natürlich gefragt, wie es in Deutschland damit aussieht
  • Dabei hat sich herausgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, hier die richtigen Daten zu finden
  • Wir müssen an dieser Stelle vielleicht auch mal dazu sagen: wir sind natürlich kein Forscherteam
  • Wir ziehen unsere daten ausschließlich aus öffentlich zugänglichen Quellen
  • Das schränkt natürlich auch ein bisschen das ein, was wir im Detail herausfinden können
  • Zeigte sich in dem Bericht des Statistischen Bundesamtes zu Verkehrsunfällen von Frauen und Männern 2018
  • Zuerst fällt auf, dass es nicht auf Kilometer bezogen wurde, sondern die Gesamtzahl von Unfällen
  • Erste Überschrift: Frauen haben im Straßenverkehr ein geringeres Risiko zu verunglücken
  • Frage: Was heißt hier Risiko?
  • Hier steht nur, wie oft Frauen verunglücken, aber nicht, wie oft sie teilnehmen
  • Daher ist hier keine Aussage über das Risiko möglich
  • In den absoluten sterben 3x so viele Männer wie Frauen im Straßenverkehr
  • Eine Grafik (Seite 33 des Berichtes) stellt die Todeszahlen von Männern und von Frauen 2018 dar
  • Unterschieden wird, ob die Personen jeweils als PKW-Insasse oder anderer Verkehrsteilnehmer starben
  • Da wird deutlich: Frauen sterben öfter als PKW-Insassen, als als andere Verkehrsteilnehmer
  • Das hieße, dass das fahren im PKW für Frauen gefährlicher ist, als andere Verkehrsmittel
  • Bei Männern ist dieses Verhältnis anders herum
  • PKW fahren ist für Frauen nicht ganz so ungefährlich, obwohl sie im Straßenverkehr insgesamt weniger oft sterben, als Männer
  • Und das ist tatsächlich auch die Verbindung zu unserem nächsten Thema
  • Gibt immer wieder Berichte, dass Frauen als PKW-Insassen häufiger schwer verletzt oder getötet werden

Haben Crashtestdummys ein Geschlecht? (00:42:58)

  • Unfallforschung ist für Verkehrssicherheit unerlässlich, Crashtests spielen hier eine zentrala Rolle
  • Sie zeigen, wie Unfälle ablaufen, welche Kräfte wirken, welche Verletzungen auftreten können
  • Es wird vermehrt drauf hingewiesen, dass man das noch verbessern kann, vor allem mit einer Betrachtung nach Geschlechtern
  • Die meisten Crashtestdummys bilden einen durchschnittlichen männlichen Körper ab
  • Kritik: weibliche Körper werden nicht berücksichtigt, daher werden Effekte auf Frauen nicht abgebildet
  • Verschiedene Interviews gefunden zum Thema Frauen sind im Auto gefährdeter als Männer
  • U.a. in der ZEIT mit Volker Sandner vom ADAC:
  • Risiko für lebensgefährliche Brustverletzungen für Frauen 30% höher ist als für Männer
  • Ist nicht überraschend, wenn überwiegend Crashtestdummys ohne weibliche Brust verwendet werden
  • Interview bei MOMENT mit Astrid Linder, sie hat mit einem Team einen weiblichen Dummy entwickelt
  • Der Dummy ist nicht nur ein kleinerer Mann, sondern reagiert ähnlich dem weiblichen Körper auf Unfälle
  • Sie forscht zu Heckaufprallunfällen, weil hier anatomische Unterschiede zum Tragen kommen
  • Taille, Schultern und Schwerpunkt des Körpers beeinflussen, wie der Körper reagiert
  • Frauen tragen öfter ein Schleudertrauma davon
  • Deswegen sagt sie klar, dass es nichts bringt, männliche Dummys einfach kleiner zu machen
  • Weil auch die art und weise wieder körper gebaut ist, berücksichtigt werden muss
  • Das betrifft nicht nur Frauen(körper), sondern zum beispiel auch ältere Menschen
  • Körper sind unterschiedlich geformt, die Haltung im Sitz spielt eine Rolle
  • Das alles wird besser in den Fokus genommen, ist allerdings überhaupt noch nicht gesetzlich geregelt
  • Woher wissen wir, dass das Problem wirklich nur die männlichen Crashtestdummys sind?
  • In den letzten Jahren ist die Anzahl an schweren Brustverletzungen bei Frauen konstant geblieben
  • Während sie bei Männern zurückgegangen ist
  • Das zeigt sehr gut, dass sich die Sicherheit für Männer erhöht hat, für Frauen aber eben nicht
  • Wir sollten nicht nur den Durchschnitt berücksichtigen, sondern die ganze Bandbreite der Menschen
  • Vor allem wenn Sicherheitssysteme entwickelt werden, wir wollen ja auch die Ränder abdecken
  • Die Ränder sind hier sehr groß, 51% der deutschen Bevölkerung sind weiblich, bzw. nicht männlich
  • Im Artikel der ZEIT stand auch, dass es seit Jahren schon eine europäische Arbeitsgruppe gibt
  • Sie entwickelt eine Testvorschrift für einen besseren Insassenschutz für Frauen und ältere Menschen
  • Das ist aber bisher nur ein Vorschlag, daher noch nicht bindend
  • Das wird von verschiedenen Seiten bemängelt, weil befürchtet wird, dass die Hersteller nicht testen
  • Da es teurer ist, auch diverser zu testen
  • Die EuroNCAP bewertet auch Tests und führt welche durch und sagt, es wird auch mit anderen Dummys getestet
  • Aber laut Caroline Criado-Perez (Buch "Unsichtbare Frauen") werden dort auch überwiegend nur kleinere Dummys eingesetzt
  • Das heißt, es bewegt sich zwar etwas, aber es ist definitiv noch Verbesserungsbedarf vorhanden
  • Damit der Straßenverkehr zukünftig noch sicherer werden kann und zwar für alle Teilnehmer

Unfallstatistik und ihre blinden Flecken (00:49:09)

  • Wir haben jetzt gesehen, dass es bestimmte Daten einfach nicht gibt, wie in diesem Fall
  • Das gilt natürlich für Unfallstatistiken im Allgemeinen genauso
  • Über Unfälle mit Todesfolge haben wir wahrscheinlich fast ein umfassendes Bild
  • Aber bei leichten Unfällen weiß man das nicht unbedingt
  • Beispiel: Wenn sich Unfallbeteiligte dazu entscheiden nicht die Polizei oder die Versicherung einzuschalten
  • Gerade bei leichten Unfällen kann es einfach sein, dass die Statistik lückenhaft ist
  • Getreu dem Motto: Kenne Dein Messverfahren, muss man bedenken, dass hier gerade am unteren Rand die Lücken wahrscheinlich größer sind
  • Zusätzlich sind Unfallgeschehen meistens sehr komplex
  • Das in eine statistisch erfassbare Größe zu überführen ist vermutlich ähnlich schwer, wie Todesursachen bestimmen
  • Wie wir es bereits zum festhalten der todesursachen in der letzten folge gehört haben
  • Je komplexer eine situation, desto schwieriger alle daten zu erfassen

Fazit (00:51:11)

  • So schlimm auch jeder einzelne Unfall im Straßenverkehr ist, wir sind doch insgesamt auf einem guten Weg
  • Die Zahlen der Verkehrsunfälle mit Todesfolge sind vor allem seit den 70er Jahren extrem gesunken
  • Jetzt muss es darum gehen zu gucken, wie man diese zahlen noch optimieren kann
  • Je detaillierter die Daten werden, umso mehr Verkehrssicherheit kann erarbeitet werden
  • Gerade am Beispiel des Gender Data Gap sieht man, wie Daten zu mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer führen können
  • Das muss natürlich auch in gesetzliche Initiativen gegossen werden
  • Das Thema Unfallstatistik ist sehr groß
  • Vielleicht machen wir in Zukunft mal eine Folge machen, zur Situation von Radfahrern
  • Und auch das Thema autonomes Fahren wird potentiell sehr spannend
  • Es lohnt sich, das einzusetzen, sobald es sicherer ist, als wenn Menschen am Steuer sitzen
  • Aber dann tritt vielleicht auch wieder das Paradoxon mit der Angst auf
  • Menschen sind unperfekt, das ist klar, aber sie erwarten, dass eine Maschine perfekt sein sollte
  • Auf jeden Fall gibt es noch viel, wo man genauer hingucken kann
  • Wenn ihr selber Themen habt, die euch hier interessieren, schreibt uns gerne an
  • Berichtet darüber, welche Themen aus dem Bereich Straßenverkehr euch am Herzen liegen und warum.

Nächstes Thema: Racial Profiling am 05.09.2020 (00:53:42)

  • Bei der nächsten Folge geht es um Diskriminierung
  • Tod von George Floyd als Auslöser für erneute Proteste gegen Polizeigewalt in den USA, vor allem gegen Schwarze Menschen
  • Auf Daten, die hiermit in Zusammenhang stehen, wollen wir einen Blick werfen
  • Daher werden wir uns Racial Profiling mal genauer ansehen und in der nächsten Folge besprechen

Call to Action (00:54:12)

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  • Hinterlasst gerne vorschläge für Themen und ja, dann hören wir uns beim nächsten mal

Outro (00:54:35)

Schlagworte zur Folge

Unfallstatistik, Verkehrssicherheit, Data Science Tools, Gender Data Gap, Crashtests,

Quellen

Weiterführende Links


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