dl006: #FrauenLesen

dl006: #FrauenLesen

Intro (00:00:00)

Thema des Podcasts (00:00:18)

Willkommen zu unserer sechsten Folge beim datenleben-Podcast, dem Podcast über Data Science.
Wir sind Helena und Janine und möchten euch mitnehmen in die vielfältige Welt der Daten.
Unser ganzes Leben lässt sich über Daten beschreiben.
Ein Data Scientist kann diese analysieren und zueinander in Beziehung bringen.
Data Science kann deswegen auch die Frage aufwerfen: In welcher Gesellschaft wollen wir leben?

Thema der Folge (00:00:44)

  • Wir wollen der Frage nachgehen, wie gleichberechtigt der Literabturbetrieb sich darstellt
  • Es wird diskutiert, ob oder in wie fern der Literaturbetrieb Frauen strukturell benachteiligt
  • Wir sehen uns dazu eine Studie aus 2018 an: "Sichtbarkeit von Frauen in Medien und im Literaturbetrieb" des Forschungsprojektes #Frauenzählen
  • Beim #Vorschauenzählen wird das Frühjahrsprogramm der Buchverlage durchgesehen
  • Hier schauen wir uns die Daten aus 2020 an, die engagierten Twitterer zusammengestellt haben
  • Und schließlich unsere eigene kleine Datenanalyse zu 3 großen Literaturpreisen

Warum ist das Thema relevant? (00:01:42)

  • In unserer Gesellschaft gibt es immer noch sehr viele Bereiche die Männer dominiert sind
  • Aus der Schule kennen wir vor allem männliche Autoren
  • Wir wollen heute mal schauen, was uns die Zahlen dazu sagen können
  • Was ist der Ist-Stand der letzten Jahre und dieses Jahr im deutschen Literaturbetrieb?

Einspieler: Autorinnen und wie sie geehrt werden (00:02:52)

  • Frauen sind in vielen Bereichen des Lebens unterrepräsentiert und strukturell ausgeklammert
  • Betrifft das auch die Literatur? Schauen wir auf den Literaturnobelpreis
  • Er wird seid 1901 verliehen; von der Schwedischen Akademie
  • Laut Testament Alfred Nobels, dafür, dass ein*e Autor*in mit dem Werk „das Beste in idealistischer Richtung geschaffen“ haben soll
  • 116 Schriftsteller*innen erhielten den Preis bis 2019, darunter 15 Frauen - also 13%
  • Die erste Frau wurde 1909 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet: Selma Lagerlöf
  • Es dauerte 17 Jahre, bis mit Grazia Deledda die nächste Frau geehrt wurde
  • Von 1926-1945 (1942-1944 keine Preise verliehen) ging der Preis 5x dan eine Frau ging
  • 1945-1991 - also in 56 Jahren - ging der Preis 1x an eine Frau und zwar an Nelly Sachs
  • Seit 1991 wurden 9 der 15 Frauen mit dem Literaturnobelpreis bedacht
  • Immerhin, seit 2004 bekommt im Schnitt eine Frau alle 2,8 Jahre den Nobelpreis
  • Das klingt jetzt vielleicht viel, aber: von 29 Preisträger*innen seit 1991 sind nur 1/3 Frauen
  • Böse Zungen antworten gerne: Vielleicht schreiben Frauen weniger und weniger mit Relevanz
  • So einfach ist das aber nicht – bei Weitem nicht; Woran erkennt man das Ungleichgewicht?
  • Beispiel: viele Frauen haben schon immer ihre Identität als Autorin verschleiert haben, u.a. um auf dem Buchmarkt entsprechende Chancen zu haben
  • Sie publizierten anonym, unter männlichem Namen oder mit geschlechtsneutralen Namenskürzeln
  • Auch ein Blick auf die Unterrichtsinhalte der Schulen im Jahr 2020 zeigt Lücken
  • Und dieser Umstand geht Hand in Hand mit dem Kanon der Weltliteratur
  • Er ist im Wandel, länder- und kulturenspezifisch verschieden, selektiv, dennoch hoch geachtet
  • Ein Kanon kann innerhalb einer Gemeinschaft Identität stiften und konstitutive Normen und Werte repräsentieren, ästhetische und moralische Handlungsweisen abbilden und weitertragen
  • Umso fragwürdiger ist es auch hier, dass unter den klassischen und modernen Werken eines Kanons oft ein großer Mangel an Frauennamen herrscht
  • Beispiele wie Identitätsverschleierung, Schulunterricht und der Kanon der Weltliteratur deuten gemeinsam darauf hin, dass es ein strukturelles Problem gab und noch immer gibt
  • Und das müssen wir uns ansehen und bewusst machen, damit wir daran etwas ändern können

Wie präsent sind Autorinnen in den Medien? (00:07:13)

  • Forschungsprojekt #FrauenZählen: im März 2018 wurden Daten erhoben
  • 2036 Rezensionen und Literaturkritiken aus 69 'Medienformaten'
  • 1 Monat ist ein gut begrenzter Zeitrum und vermutlich wegen der Leipziger Buchmesse so gewählt
  • 45 Freiwillige haben die Daten 'codiert'
  • Das ist der Prozess, bei dem man die verschiedenen Daten für die Untersuchung verfügbar macht
  • Ein Text/Radiobeitrag ist erstmal gesprochene/geschriebene Sprache
  • Codieren erzeugt Informationen, wie z.B. Worte zählen, einen Text in eine Kategorie einzuordnen
  • Je mehr Menschen codieren, desto eher wird die individuelle Bewertung 'herausgemittelt'
  • Subjektive Bewertungen werden dadurch besser relativiert, Fehler besser vermieden
  • Konkrete Punkte die beim #FrauenZählen erfasst wurden:
  • Geschlecht Autor*innen, literarisches Genre, Geschlecht Rezensierende (soweit erkennbar), Länge in Zeichen/Sekunden, Lizenz- oder Originalausgabe
  • 57% der Kritiken kamen von Männern, 43% von Frauen.
  • "Auf jedes besprochene Werk einer Autorin kommen zwei Werke eines Autors"
  • Nur in Frauenzeitschriften ist das Verhältnis umgekehrt
  • Bei Kinder- und Jugendliterator ist das Verhältnis ausgeglichen, ansonsten dominieren Männer
  • Wer bespricht wen:
  • Männer besprechen in 3/4 der Fälle andere Männer
  • Frauen besprechen auch Mehrheitlich Männer, aber deutlich kleinerer Abstand (56%/44%)
  • nach Genre: in Belletristik allg. 1/3 vs 2/3 bei Männern, aber 80/20 bei Krimis und Sachbüchern
  • Bei Krimis ist auch von Frauen der Anteil 1/3 vs 2/3
  • Beispiel für Namenskürzung: Krimiautorin Tawni O'Dell sollte zunächst nicht unter eigenem Namen publiziert werden, weil ihr Buch zu gut war

Werden mehr Autorinnen oder Autoren verlegt? (00:20:23)

  • Neben dieser Studie gibt es viele andere Projekte, die dieses Ungleichgewicht hervorheben
  • Beispiel: #VorschauenZählen 2019, fand erstmals auf Anregung von Literaturwissenschaftlerin und Autorin Berit Glanz statt
  • Verlagsvorschauen erscheinen jeweils im Frühjahr und Herbst und kündigen neue Titel an
  • Eine gute Gelegenheit, um zu schauen, wie viel Raum Autorinnen im Verlagsprogramm einnehmen
  • Das Frühjahrsprogramm für 2019 und 2020 wurde im Projekt 'Vorschauenzählen' gezählt
  • #VorschauenZählen 2020 wurde von Nicele Seifert und Berit Glanz über Twitter initiiert
  • Spannende Frage ist immer: Wie wird gezählt? Hier wurden in einer Excell Tabelle Daten erfasst:
  • Verlag, Autorinnen, Autoren, non-binary Autor*innen
  • Autor*innen einer Gruppe werden separat in die Zählung aufgenommen
  • Autor*innen mit mehr als einem Buch, werden auch mehrfach gezählt
  • Es werden nur Neuerscheinungen im Hardcover gezählt: Frage, warum diese Einschränkung?
  • Vermutlich um den Aufwand zu reduzieren oder weil sie die größere Rolle spielen im Buchmarkt
  • 2019 stieg die Anzahl an Neuerscheinungen im Hardcover leicht an, während Taschenbuch abfiel
  • Umsatzzahlen zeigen: Umsatz annähernd gleich, bei sinkenden Zahlen verkaufter Bücher
  • Daher die Vermutung, dass mehr Hardcover (teurer als Taschenbücher) verkauft werden: Relevanz
  • Frühjahrsprogramm 2020: 40% Frauen zu 60% Männer bei Belletristik, 36% zu 64% bei Sachbüchern
  • Aus der #FrauenZählen-Studie wissen wir: Zu 1/3 werden Frauen und zu 2/3 Männer besprochen
  • Damit ist klar, dass Frauen nicht einfach weniger Bücher veröffentlich, sondern auch nicht gleichberechtigt an diesen Zahlen besprochen werden
  • Kinder- und Jugendliteratur: 70% Autorinnen zu 30% Autoren
  • Rezensionen in diesem Genre 2018: 50%/50% – ein klares Missverhaltnis zu Neuerscheinungen 2020
  • Problem von geringer Repräsentanz, Beispiel: "Philosophen waren auch alles nur Männer"
  • Warum gibt es keine oder wenig Belege von Philosophinnen?
  • Wahrscheinliches Szenario: Männer reden über Männer und ignorieren Frauen, damit werden die Frauen, die es immer schon gegeben hat in Literatur, Philosophie etc. vergessen
  • Beispiel Wissenschaft: Frauen werden weniger beachtet als Männer im gleichen Forschungsbereich
  • Beispiel Astronomie: Cecilia Payne entdeckte in ihrer Doktorarbeit die Zusammensetzung der Sonne
  • Doktorvater wurde zunächst als Entdecker dieser Tatsache angenommen, Das Universum, Folge 1
  • Beispiel Physik: Lise Meitner, Entdeckerin der Kernspaltung, aber nur ihr Kollege bekam den Nobelpreis

Wie steht es denn um aktuelle Buchpreisverleihungen? (00:30:47)

  • Mit einer Preisverleihung geht immer auch Öffentlichkeit einher
  • Werden Frauen nicht mit Preisen bedacht, werden sie damit auch für die Geschichte unsichtbar
  • Wir wollten daher mal wissen, wie es denn bei verschiedenen Buchpreisen inzwischen bestellt ist
  • Wir haben uns mal 3 Preise mit größerer Aufmerksamkeit ausgesucht:
  • Preis der Leipziger Buchmesse, Deutscher Buchpreis und der Ingeborg-Bachmann-Preis
  • Leicht andere Vergabepraktigen der ersten beiden, der Bachmann-Preis ist ein Wettbewerb
  • Zeitraum: Zunächst 6 Jahre, also 2015-2020 (Preisträger*in des Dt. Buchpreises noch unbekannt)
  • Frage: Hatte #MeToo einen Effekt auf die Vergabe? Zeitraum daher 3 vor und 3 Jahre nach #MeToo
  • Weitere Frage: Wie entwickelt sich das Geschlechterverhältnis über die Stufen eines Preises?
  • Stufen: Oft gibt es eine Longlist (viele Nominierte), Shortlist (engere Auswahl), Gewinner*in
  • Datenerfassung und die damit einhergenden Probleme und beachtenswerten Dinge
  • Woher die Daten bekommen? Zum Beispiel Wikipedia, falls vorhanden, wie beim Deutschen Buchpreis
  • Gute Liste, bei uneindeutigen Namen, können Autor*innenartikel der Wikipedia weiterhelfen
  • Man muss sich beim Zählen aber sehr konzentrieren, um Fehler zu vermeiden
  • Preis der Leipziger Buchmesse hat keine Longlist, ist auch gut auf Wikipedia dokumentiert
  • Ingeborg-Bachmann-Preis wurde schwieriger, Gewinner sind auch bei Wikipedia verzeichnet, aber:
  • Longlist steht nur auf der Seite des Preises und Shortlist wird nahezu nie aufgelistet
  • Diese Informationen muss man aus den Videos der Preisverleihung gewinnen, also alles ansehen
  • Nicht alle Videos waren verfügbar, daher entstanden Lücken, die man entsprechend erfassen muss
  • Fazit: Datenerfassung kostet immer mehr Zeit als man vorher denkt
  • Auswertung Bachmann-Preis, Gewinner*innen: 5 Frauen, 1 Mann
  • Longlist: 48 Frauen, 36 Männer; Shortlist: 25 Frauen, 17 Männer
  • Ergebnis: Deutlich höherer Anteil von Frauen in allen drei Bereichen
  • Auswertung Preis der Leipziger Buchmesse, Gewinner*innen: 3 Frauen, 3 Männer
  • Shortlist: 13 Frauen, 17 Männer
  • Ergebnis: Nur ein kleiner Unterschied im Rahmen der statistischen Unsicherheit
  • Auswertung Deutscher Buchpreis (ohne 2020), Gewinner*innen: 2 Frauen, 3 Männer
  • (Nachtrag hier: Es gewann mit Anne Weber eine Frau, damit auch 3:3)
  • Longlist: 54 Frauen, 66 Männer; Shortlist: 17 Frauen, 19 Männer
  • Ergebnis: Auch hier sieht es sehr ausgeglichen aus, vor allem mit jeder höheren Stufe
  • Gesamtergebnis: Alles wirkt recht ausgeglichen, beim Bachhmann-Preis gewinnen sogar mehr Frauen
  • Hat uns so doch sehr überrascht, vor allem wenn man an den Literaturnobelpreis denkt
Grafik zum Frauenanteil von drei Literaturpreisen der Jahre 2015-2020
Dargestellt ist der Frauenanteil in % der Jahre 2015-2020 bei dem Deutschen Buchpreis, dem Ingeborg-Bachmannpreis und dem Preis der Leipziger Buchmesse. Der Anteil wird jeweils für die Longlist, die Shortlist und den Gewinn gezeigt. Wobei beim DBP die diesjährige Gewinnerin noch nicht erfasst ist und der PLB keine Longlist führt.

Hat sich in den letzten Jahren vielleicht schon etwas verändert? (00:41:48)

  • Wir können ja nochmal einen Blick in die Vergangenheit werfen, wie war das denn früher?
  • Sowohl der Leipziger, als auch der Frankfurter Buchpreis existieren erst seit 2005
  • Daher haben wir die gleiche Erhebung nochmal für 2005-2010 gemacht
  • Allerdings weist hier das Archiv des Ingeborg-Bachmann-Preises Lücken auf bei der Shortlist
  • Auswertung Ingeborg-Bachmann-Preis 2005-2010, Gewinner*innen: 1 Frau, 5 Männer
  • Longlist: 37 Frauen, 58 Männer; Shortlist: unvollständige Datenlage
  • Auswertung Preis der Leipziger Buchmesse 2005-2010, Gewinner*innen: 2 Frauen, 4 Männer
  • Shortlist: 8 Frauen, 22 Männer
  • Auswertung Deutscher Buchpreis 2005-2010, Gewinner*innen: 4 Frauen, 2 Männer
  • Longlist: 31 Frauen, 89 Männer; Shortlist: [vergessen zu erwähnen: 10 Frauen, 27 Männer]
Grafik zum Frauenanteil von drei Literaturpreisen der Jahre 2005-2015
Dargestellt ist der Frauenanteil in % der Jahre 2005-2015 bei dem Deutschen Buchpreis, dem Ingeborg-Bachmannpreis und dem Preis der Leipziger Buchmesse. Der Anteil wird jeweils für die Longlist, die Shortlist und den Gewinn gezeigt. Wobei beim IBP aus dem Archiv die Shortlist nur für zwei Jahre vorliegt und der PLB keine Longlist führt.
  • Nominierungen, Longlist- und Shortlistplätze haben bereits einen großen Einfluss auf Buchkäufer
  • Speziell bei Bekanntgaben von Gewinner*innen sieht man, wie die Bestände sofort leerer werden
  • Gesamt-Gesamtergebnis: Im Vergleich zu vor 10 Jahren sind Preisvergaben deutlich ausgeglichener
  • Ein Effekt durch #MeToo-Debatte war nicht sichtbar, obwohl es 2018 ein großes Thema war
  • Wegen des "Skandals" im Umfeld der Schwedischen Akademie gab es 2018 keinen Literaturnobelpreis
  • Der Mann, an den die Vorwürfe gerichtet waren, wurde später auch rechtskräftig verurteilt
  • Die Verleihung des Preises wurde im Jahr darauf gemeinsam mit dem 2019er Preis nachgeholt

Bewegung reinbringen (00:49:03)

  • Projeket wie #FrauenZählen und #VorschauenZählen bringen Bewegung rein, regen Diskussionen an
  • Die Zahlen sind hier nur das Symptom von tiefer liegenden Ursachen
  • Lange Linie von Ursachen: Frauen wurde der Zugang schon immer erschwert und wird teils noch
  • Beispiele: Zugang zum Bildungssystem, Wahlrecht, weniger Freiheiten hatten als Männer
  • Das äußert sich auch hier noch immer in alltäglichen und strukturellen Ausgrenzungen
  • Für den Literaturbetrieb hat Veronika Schuchter zwei wesentliche Punkte benannt:
  • 1. Lesesozialsation: Mädchen und Frauen sind es gewohnt Jungs- und Männerperspektiven zu lesen
  • Deswegen führen sie das auch im späteren Leben fort, bei Männern ist das umgekehrt nicht so
  • Das ist eine mögliche Erklärung warum Frauen gleichberechtigter Bücher rezensieren als Männer
  • 2. Rezensionslängen: Dass Autoren ausführlicher besprochen werden, liegt an der Werteverteilung
  • Besonders fällt ihr auf, dass Autorinnen nach ihrem Debüt aufhören zu schreiben
  • Den Grund sieht sie darin, weil sie nicht die gleiche mediale Aufmerksamkeit bekommen wie Autoren
  • Das hat auch alles etwas damit zu tun, wie wir über Frauen reden, siehe Aktion #DichterDran
  • Journalistin und Schriftstellerin Simone Meier reagiert mit Kolleginnnen auf eine Rezension:

Da wurde von ihren Lippen und von ihrem Rehblick und weiß der Teufel wieder was salbadert. Und wir haben uns alle drei latent darüber genervt aber auch nicht viel dabei gedacht, weil man muss als Frau ja schon viel Scheiße fressen, wenn man Feuilletons liest. Quelle

  • Kritik: Darstellung von Autorinnen auf Attribute bezogen, die bei Autoren keine Rolle spielen
  • Sie haben den Spieß umgedreht, um zu zeigen, wie absurd über Frauen gesprochen wird, Beispiele:

Barbara Flueckiger, @flueko: Kein Wunder, dass die brillante Ingeborg Bachmann den weinerlichen Max Frisch auf Dauer nicht ertrug. #dichterdran Quelle

Simone Meier, @SimoneMeier3: «Während die beeindruckende Katja Mann erfolgreich die Fabriken ihres Vaters leitete, kümmerte sich Gatte Thomas liebevoll um die Kinder. Daneben schrieb er Bücher.» #dichterdran Quelle

Frau Frohmann, @FrauFrohmann: Richard David Precht pustet sich kapriziös eine kecke Haarsträhne aus dem Gesicht, schlägt grazil die in modischen Satinshorts steckenden schlanken Beine übereinander und beginnt über sein Steckenpferd, die Philosophie, zu sprechen - ein David Garrett der Populärwissenschaft. Quelle

  • Das erscheint deshalb absurd, weil wir es nicht gewohnt sind, dass so über Männer zu sprechen
  • Beispiel: Hannah Arendt wurde als "Ex-Geliebte von Heidegger" bezeichnet, nicht als Philosophin
  • Daher: Wie reden wir über Frauen, was drücken wir damit aus? Stichwort: Framing.
  • Es gibt viele Ansätze und Bewegungen, etwa noch #DieKanon oder den #Autorinnenschuber

Fazit (00:59:32)

  • Janines Fazit: Es geht wirklich anders und niemand muss den ausgetretenen Lesepfaden folgen
  • Zahlen zeigen Ungleichheit auf, das sind gewachsene Strukturen
  • Was man dagegen tun kann, ist, aktiv sein, auf diese Ungleichheit hinweisen, sich reflektieren
  • Sich informieren und austauschen erzeugt Handlungsdruck auf den Literaturbetrieb
  • Statt eines längeren Fazits gibt es daher von uns jetzt auch vier Buchempfehlungen:
  • Helena stellt vor: Die Maschinen, ein Sci-Fi Roman von Ann Leckie, englisch: Ancillery Justice
  • Hauptfigur: eine KI mit mehreren Körpern, erlebt Szenen aus verschiedenen Perspektiven
  • In ihrer Gesellschaft spielt das Geschlecht der Menschen keine Rolle
  • In Abgrenzung zum generischen Maskulinum verwendet Leckie nur das weibliche Personalpronomen
  • Schöne Science Fiction Geschichte, die schöne neue Perspektiven bietet
  • Janine stellt vor: Pixeltänzer, Debütroman von Berit Glanz
  • Hauptfigur: eine Beta-Testerin eines Startups, begeistert von technische, digitale Spielereien
  • Beginnt wegen einer App mit Weckanrufen eine Schnitzeljagd durch das Internet und die Realität
  • Der Roman verschränkt eine 100 Jahre alte Geschichte mit unserer heutigen Zeit
  • Faszinierend ist, wie die Welten miteinander in Interaktion treten, es gibt viel zu entdecken
  • Helena stellt vor: Das hässliche Universum von Sabine Hossenfelder, englisch: Lost in Math
  • Populärwisschenschaftliches Buch darüber, warum die Physik es noch nicht geschafft hat,
    Quantenphysik und Gravitation zusammenzubringen
  • Janine stellt vor: Unsichtbare Frauen von Caroline Criado-Perez, englisch: Invisible Women
  • Thema Gender Data Gap zeigt, dass fast alle Daten die für Entscheidungen (in Politik, Medizin, öffentliches Leben u.v.m.) herangezogen werden, Daten über Männer sind
  • Bedürfnisse unseres Alltags werden nicht richtig für die Gesamtbevölkerung repräsentiert
  • Viele krasse Beispiele für soziale oder gesundheitliche Einschnitte von Frauen
  • Besonders toll: auch einige Positivbeispiele herausgesucht, von Projekten
  • Das war jetzt ein Thema, eine "Minderheit", aber der Zugang in den Literaturbetrieb wird auch für andere erschwert aus unterschiedlichen Gründen
  • Das müssen wir als Gesellschaft im Blick behalten
  • Gerade auch beim Thema Literatur, denn sie ist Reflexionsfläche sowohl für einen einzelnen Menschen, als auch eine größere Gemeinschaft
  • Sie ist Gedankenexperiment und erlebbare Geschichte und muss daher divers sein, weil wir in einer diversen Welt leben
  • Es ist wichtig, dass jeder sich in und durch Literatur gesehen und repräsentiert fühlt, dass Menschen die Chance haben neue Perspektiven kennen zu lernen.

Nächste Folge: Klimadaten am 07.11.2020 (01:12:22)

  • Wir erleben immer mehr Waldbrände, steigende Temperaturkurven, häufiger Extremwetterereignisse
  • Die Klimakrise ist etwas, das uns alle betrifft
  • Da es ein sehr umfangreiches Forschungsfeld ist, verschaffen wir uns erstmal einen Überblick
  • Themen zu denen wir Recherchieren wollen sind: Temperaturkurven, Waldbrände und Meeresspiegel

Call to Action (01:13:32)

  • Empfehlt uns gerne weiter, folgt uns auf Twitter @datenleben
  • oder besucht unsere Webseite: www.datenleben.de
  • Hinterlasst uns gerne Feedback, Fragen oder Themenvorschläge

Outro (01:14:05)

Schlagworte zur Folge

Frauen im Literaturbetrieb, Literatur, Repräsentanz, Gesellschaft, Geschlechterrollen, Medien, Literaturnobelpreis, Preis der Leipziger Buchmesse, Deutscher Buchpreis, Ingeborg-Bachmann-Preis

Quellen

Weiterführende Links


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert