dl042: die erde, asteroiden und wahrscheinlichkeiten
Willkommen zur Folge mit der Antwort auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Es geht um Wahrscheinlichkeiten. Und zwar darum, wie Asteroiden beobachtet werden und deren Flugbahnen berechnet werden. Wie wahrscheinlich ist so ein Ereignis? Und wie gefährlich kann es uns werden, wenn es eintritt? Wir haben uns angesehen, wie das berechnet wird. Aber auch, welche Objekte am Himmel gerade unter Beobachtung stehen. Ausserdem auch, was die Erde schon getroffen hat und was es mit dem Asteroiden Bennu auf sich hat, der schon viele Jahre von Forschenden genauestens unter die Lupe genommen wird. Und natürlich müssen wir auch kurz darüber reden, wie solche Ereignesse verhindert werden können, wenn sie nur früh genug entdeckt werden.
Links und Quellen
- datenleben
- www.datenleben.de
- Social Media: Mastodon @datenleben@podcasts.social und Twitter @datenleben
- YouTube: @datenleben
- Erwähnte datenleben-Folgen
- Einspieler
- Royal Museums Greenwich: The Tunguska Event
- Armagh Observatory and Planetarium: Tunguska Event
- Armagh Observatory and Planetarium, Rok Nežič: 110 Years Since The Tunguska Event
- National Geographic, Markus Röck: Was geschah in Tunguska?
- mdr.de Wissen, Guido Meyer: Neue Theorie: Tunguska-Ereignis war ein Eisenmeteorit
- Beobachtung von Asteroiden:
- Wikipedia: Kleinkörper
- Science Blogs, Florian Freistetter: Der Meteor über Russland: Eine Zusammenfassung
- ESA, Near-Earth Objects Coordination Centre: Risk List
- ESA, Near-Earth Objects Coordination Centre: 2023QF5
- DLR BLOG, Manfred Gaida: Vor zehn Jahren: der Meteoritenfall von Tscheljabinsk
- Wikipedia: Meteor von Tscheljabinsk, Koinzidenz (367943) Duende
- Wikipedia: 2023 CX1
- scinexx.de, Nadja Podbregar: Asteroid verglüht über Nordfrankreich. Astronomen hatten den Ein-Meter-Brocken auf Erdkurs erst sieben Stunden zuvor entdeckt
- heise.de: Frankreich, Italien und Texas: Über 20 Fragmente von Meteoriten in einer Woche
- slate.com, Phil Plait: Very Bright Fireball Over Europe Saturday Night
- Arbeitskreis Meteore e.V.: Feuerkugelberichte
- EarthSky.org, Eddie Irizarry: Update: 2015 TB145 likely a dead comet
- Wikipedia: 2015 TB145
- Abwehr:
Schlagworte zur Folge
Wahrscheinlichkeit, Wahrscheinlichkeiten, Asteroiden, Astronomie, Asteroidenabwehr
Intro (00:00:00)
Thema des Podcasts (00:00:18)
Helena: Willkommen zur 42. Folge beim Datenleben Podcast, dem Podcast über Data Science. Wir sind Helena
Janine: und Janine
Helena: und möchten euch in die Welt der Daten mitnehmen. In unserer Welt wird es immer wichtiger, Daten in das große Ganze einzuordnen. Deswegen wollen wir Data Science anhand von Themen erklären, die uns alle betreffen.
Thema der Folge (00:00:36)
Janine: Und in diesem Fall vielleicht sogar treffen könnten. Willkommen zu der Folge mit der Antwort auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Es ist die 42. Folge und natürlich können wir es uns nicht nehmen lassen, Folge 42 einem Thema zu widmen, das vielleicht dem großartigen Werke Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams ein bisschen würdig ist. Und worum könnte es dabei gehen? Vielleicht um Wahrscheinlichkeiten. Es ist nicht ganz die Frage, wie wahrscheinlich ist es, dass die Erde für eine intergalaktische Umgehungsstraße gesprengt wird, aber so in der Art eventuell. Wir wollen nämlich über die Wahrscheinlichkeit reden, mit der Asteroiden die Erde treffen könnten oder nicht. Also es geht um Wahrscheinlichkeit und Gefährlichkeit von so etwas, welche Asteroiden gerade unter Beobachtung stehen und wo und wie das eingesehen werden kann, wie zum Beispiel der Orbit von Asteroiden berechnet wird, was bisher schon so die Erde erwischt hat und was eigentlich beim Asteroiden Bennu so los ist, der schon lange auf der Beobachtungsliste steht. Naja und natürlich geht es auch ein bisschen darum, wie so ein Einschlag vielleicht sogar verhindert werden könnte, wenn er denn mal eintreten würde, können, können würde oder so in der Art.
Warum ist das Thema interessant? (00:02:02)
Helena: Ja. Ja, Wahrscheinlichkeiten umgeben uns in allen möglichen Themenbereichen und sie sind hilfreich, da sie ein Maß bieten, um abzuschätzen, ob Ereignisse passieren können und ob man sich darauf vorbereiten sollte. Dabei ist es allerdings nicht nur relevant, wie wahrscheinlich ein Ereignis ist, sondern auch, wie groß die Folgen sind, die es auslöst. Deswegen dachten wir uns, befassen wir uns zum Thema Wahrscheinlichkeiten mal anhand des Themas Asteroideneinschläge.
Einspieler: Der Tag des Asteroiden (00:02:34)
Janine: Der Himmel hat sich zweigeteilt. Hoch über dem Wald brannte ein Feuer. Der Riss durch den Himmel wuchs an und der ganze Norden war von Feuer bedeckt. In diesem Moment wurde es so heiß, dass es schien, als würde meine Kleidung brennen. Dann fielen die Bäume um. Die Zweige brennend. Es wurde unbeschreiblich hell, als gäbe es eine zweite Sonne. Die Augen schmerzten, dass ich sie schließen musste. Das ist die Beschreibung eines Augenzeugen, die auf der Seite des Royal Museums Greenwich zu finden ist. Am Morgen des 30. Juni 1908 ereignete sich etwas Unbeschreibliches über Tunguska, das bis heute viele Menschen rätseln lässt, was die Ursache dafür war. Seit über einem Jahrhundert versuchen Forschende, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Es gibt immer noch nicht die eine wahre Erklärung, die ohne Widersprüche ist. Es gibt immer nur eine am meisten akzeptierte Erklärung und die besagt, dass ein Asteroid oder ein Komet in die Erdatmosphäre eingedrungen ist, als Meteor über den Himmel zog, bis er schließlich unter der Hitze und dem Druck zerborsten ist, ehe er auf der Erde aufschlug. Es wird vermutet, dass der Meteor mit einer Größe von 30 bis 50 Metern in einer Höhe von etwa 10 Kilometern explodierte. Die freigesetzte Energie zerstörte eine Fläche von rund 2000 Quadratkilometern. Etwa 80 Millionen Bäume wurden wie kleine Zahnstocher umgeknickt. In über 60 Kilometern Entfernung zum Ereignis wurden Fenster eingedrückt. Menschen wurden vermutlich nicht verletzt, aber hunderte Rentiere starben durch die Explosion. Die Explosion war auch in 1000 Kilometern Entfernung noch zu hören. Und der Nachthimmel im weit entfernten Nordirland wurde hell genug, um ohne eigenes Licht die Zeitung zu lesen. Es wurde weder ein Einschlagskrater gefunden, noch Überreste eines Objektes, das hier vielleicht eingeschlagen ist. Auch deswegen wurde viel spekuliert, was passiert sein könnte. Neben dem explodierenden Himmelskörper wurde auch spekuliert, ob nicht auch ein sehr dichter Himmelskörper aus Eisen an der Atmosphäre abgeprallt sein könnte, oder es wird über einen vulkanähnlichen Ausbruch von Erdgas spekuliert. Selbst der Absturz eines UFOs wurde zahlreich vermutet. Auch wegen vieler Ungereimtheiten, Dingen, die nicht ganz zusammenpassen, bleibt dieses Ereignis interessant. Selbst wenn sich die Wissenschaft einig ist, vermutlich werden wir nie absolut sicher aufklären können, was passiert ist. Was davon bleibt, ist, dass jedes Jahr am 30. Juni mit dem Tag des Asteroiden daran erinnert wird und uns damit ins Bewusstsein gerufen wird, dass in unserer Galaxie Dinge vorgehen, auf die wir besser einen Blick haben sollten.
Wie werden Wahrscheinlichkeit und Gefährlichkeit betrachtet? (00:05:34)
Helena: Ja, und bei Asteroideneinschlägen ist es nicht nur, wie gesagt, relevant, wie wahrscheinlich ist es, dass wir getroffen werden, sondern auch, wie gefährlich dieses Ereignis dann ist. Es gibt nämlich Asteroiden, die sind winzig klein, manche machen einfach nur kleine Sternschnüppchen, manche sind schon größer und einige können ja auch potenziell ganze Zivilisationen auslöschen. Und um das darstellen zu können, gibt es in der Astronomie verschiedene Skalen, um Asteroiden zu bewerten. Und zwar gibt es da einmal die Turin-Skala, nach der Stadt Turin benannt, und diese Skala ist eine Mischung aus der aktuellen Wahrscheinlichkeit, dass ein Asteroid die Erde trifft, und des potenziellen Schadens, den er anrichten kann. Dabei gibt es feste Kategorien. Null heißt, es passiert nichts, also die Wahrscheinlichkeit ist so klein, dass es keinen Grund dafür gibt, irgendwie anzunehmen, dass wir getroffen werden. 1 heißt dann, dass ein Asteroid neu entdeckt wurde und dass der Orbit des Asteroiden bisher kaum bekannt ist, aber es innerhalb dieses kaum bekannten Orbits eben die Möglichkeit gibt, dass der auch die Erde treffen könnte. Dann gibt es die Stufen 2 bis 4, die im Wesentlichen bedeuten, dass Astronomen weiter den Asteroiden beobachten müssen, um eben den Orbit und das Risiko besser einschätzen zu können. Das ist letztlich auch bei Stufe 1 bekannt. Das heißt, die Stufen 1 bis 4 heißen, ja, es ist Aufmerksamkeit von Astronomen benötigt. Und ein wichtiger Punkt der Skala von 1 bis 4 ist dann auch, ja, dass man davon ausgeht, dass es höchstwahrscheinlich wieder irgendwann auf Null sinken wird, sobald man genug Beobachtungen gemacht hat. Und bisher war der Asteroid Apophis mit Klasse 4 das am höchsten eingestufte Objekt. Das war so Anfang der 2000er. Es wurde, nachdem es auf Klasse 4 eingestuft wurde, auch recht schnell wieder auf Stufe 1 zurückgestuft und ist seit über 10 Jahren mittlerweile auf Stufe 0. Derzeit, also zum Zeitpunkt der Aufnahme, gibt es seit etwa zwei Wochen ein neues Objekt, das auf Stufe 1 ist. Das heißt, es ist bisher noch sehr wenig beobachtet worden und deswegen, ja, soll man das jetzt noch weiter beobachten. Und die Wahrscheinlichkeit, die dem Ganzen zugeordnet ist, derzeit ist, dass es uns in neun Jahren dieses Objekt mit einer Wahrscheinlichkeit von 3 zu einer Million treffen wird. Das ist eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit. Aber dieses Objekt ist eben sehr groß, 700 Meter schätzungsweise. Janine wird dazu gleich noch etwas mehr sagen. Aber das ist gerade das einzige Objekt auf der Turin-Skala, das eben einen Wert hat, der nicht Null ist.
Janine: Tatsächlich hat sich das seit gestern geändert.
Helena: Wat? Was hat sich seit gestern geändert?
Janine: Naja, gestern haben wir in die Liste geguckt, da stand da immer noch Stufe 1. Ich habe jetzt eben gerade die Liste aufgerufen, jetzt steht da Stufe 0.
Helena: Ah, tatsächlich. Ich habe die Seite nochmal neu aufgemacht, ich habe auch den Stand von gestern noch offen, damit ich das vergleichen kann und tatsächlich ist es jetzt auf Stufe 0. Das heißt, dass passiert mit diesem Objekt, das war zwei Wochen lang auf Stufe 1, was Stufe 1 auch erwartet, dass die Sachen wieder auf Stufe 0 zurücksinken. Das heißt, zum Zeitpunkt der Aufnahme gibt es gar kein Objekt Stufe 1.
Janine: Ja, aber wir waren sehr aufgeregt, dass da kurzfristig eins war, kurz bevor wir diese Aufnahme gemacht haben.
Helena: Ja.
Janine: Und jetzt ist eine Messung mehr in die Berechnung eingepflegt worden und die fünfte hat dafür gesorgt, dass es jetzt auf Stufe 0 betrachtet wird.
Helena: Ja, und gestern hieß es noch, die Wahrscheinlichkeit ist 3 zu 1 Million, jetzt ist die Wahrscheinlichkeit 3 zu 10 Millionen, dass es uns treffen würde im Jahre 2032. Also, ja, jetzt ist es wieder auf Stufe 0 zurückgestuft worden, das ist ja auch angemessen. Aber das waren jetzt erstmal nur die Stufen 0 bzw. 1 bis 4, die einfach nur heißen, ja, Astronomen sollten sich damit beschäftigen, damit man den Orbit besser bestimmen kann. Und kein Objekt hat diese Stufen je überschritten. Aber was sind denn die anderen Stufen? Es gibt dann noch die Stufe 5 bis 7, das sind Bedrohungsszenarien, und dann gibt es noch die Stufen 8 bis 10. Da ist es dann nicht mehr eine Frage der Wahrscheinlichkeit, ob wir getroffen werden, sondern dann weiß man bereits, dass wir getroffen werden und dann muss gehandelt werden. Die Stufe 8 heißt dann so viel wie, es ist ein lokales Event, das Schaden anrichtet, und 10 im Gegensatz dazu hieße dann, ja, es könnte die komplette Zivilisation auslöschen, so was wie das Dinosauriervernichtungsereignis. Die Turin-Skala ist halt sehr nützlich, um auch Risiko zu kommunizieren an die Allgemeinheit. Das Problem ist jetzt, dadurch, dass es einfach nur Kategorien sind und eigentlich alle bisher bekannten Asteroiden bei Null sind, ist es jetzt nicht unbedingt geeignet, um für Astronomen oder für die Wissenschaft zu sortieren, wie viel Aufmerksamkeit man einem Objekt geben sollte. Um das zu ermöglichen, gibt es dann noch die sogenannte Palermo-Skala, und bei der Palermo-Skala werden Zahlen berechnet, die eben dann nicht feste Kategorien sind, sondern dann auch eben Kommazahlen sein können, die eine feinere Sortierung ermöglichen. Hierbei wird außer der Wahrscheinlichkeit eines Treffers, auch noch der Schaden und wie lange es dauert, bis das Objekt uns dann treffen würde, mit eingerechnet. Weil wenn etwas in zehn Jahren uns treffen würde, muss man halt viel mehr Aufmerksamkeit dadrauf geben, als wenn das noch 100 Jahre hin wäre, zum Beispiel. Ziel ist es, wie gesagt, zu gucken, welchem Objekt man wie viel Aufmerksamkeit geben sollte. Joa, jetzt kannst du Janine uns mal erzählen, welche Objekte denn gerade so beobachtet werden.
Welche Objekte werden gerade beobachtet und wie wird das Risiko bewertet? (00:11:56)
Janine: Erstmal, was für Objekte überhaupt, weil vielleicht ist es euch schon öfter mal begegnet in Nachrichten oder anderen Dingen, Filmen. Es kursieren eine Menge Begriffe, also wir haben jetzt bisher Asteroid benutzt, es gibt aber auch noch Meteoriden, Meteoriten und Meteore und natürlich Kometen und all diese Dinge. Zusammengefasst sind das alles Kleinkörper. Das klingt teilweise gar nicht ganz so klein, wenn man bedenkt, dass Asteroiden durchaus auch mal über einen Kilometer groß sein können. Allerdings ist Kleinkörper im, naja, kosmischen Maßstab ein bisschen anders gefasst. Es sind nämlich alles Körper unter 300 Kilometer Durchmesser, die außerdem um die Sonne kreisen. Das ist allen gemein. Die Grenzen sind nicht immer ganz eindeutig, zum Beispiel Meteoriden und Asteroiden. Ich habe die Beschreibung gefunden, Meteoriden sind deutlich kleiner. Das ist zum Beispiel etwas, was wir als Sternschnuppen am Himmel wahrnehmen könnten, wenn sie denn die Erdatmosphäre berühren und Asteroiden sollen einfach größer sein. Aber es gibt keinen richtigen Schwellenwert, wann Meteoriden Meteoriden sind und wann sie vielleicht sogar Asteroiden sind. Zumindest habe ich keinen gefunden bisher. Bei Florian Freistetter habe ich eine Definition gefunden im Zusammenhang mit einem Meteor, warum er zum Beispiel über einen Meteor schreibt und nicht über einen Asteroiden oder Meteoriten oder sonstiges. Das Ganze lässt sich vielleicht so zusammenfassen. Ein Asteroid kann im Weltraum beobachtet werden und dringt dieser Asteroid in die Erdatmosphäre ein, verglüht er dabei oder beginnt zumindest durch Reibung Hitze zu entwickeln und zieht dann als Feuerball, also als sogenannter Meteor über den Himmel. Und wenn es dann diesem Stück gelingt, auch bis auf die Erde zu kommen und aufzuschlagen, dann kann er dort als Meteorit aufgesammelt werden. Das heißt also, all diese ganzen Begriffe sind im Wesentlichen unterschiedliche Zustandsbeschreibungen für ein und das gleiche Objekt. Also Asteroiden im Weltraum, Meteore am Himmel und Meteoriten auf der Erde, die aufgesammelt werden können. Das nur mal so als kleine Differenzierung zwischendurch. Ja, und dann gibt es eben, was Helena eben schon leicht angesprochen hat, Objekte, die wir näher beobachten wollen, weil sie uns interessieren oder vielleicht sogar gefährlich werden können. Und dafür gibt es zum Beispiel von der ESA die Risikoliste erdnaher Objekte, also Near-Earth-Objects. Die werden beobachtet und dann auch anhand der von Helena beschriebenen Skalen sortiert. So, eine Liste – findet ihr auch, den Link übrigens, in unseren Shownotes – ist ganz spannend, weil sie ist in diesem Fall auch sortierbar gemacht. Wir hatten ja in der letzten Folge darüber geredet auch, dass sortierbare Listen ganz wundervoll sind, weil man besser durch sie durchnavigieren kann und auch gezielter an Informationen rankommen kann, die gerade gefragt sind im Zusammenhang mit barrierearmer Bildbeschreibung. Ja, die ESA stellt hier so eine sortierbare Liste zur Verfügung. In der hatten wir auch das Objekt 2023QF5 gefunden. Das war eben jenes, welche Objekt, das vor 14 Tagen neu aufgenommen wurde in die Liste der Near-Earth-Objects. Die umfasst gerade 1504 Objekte und war da eben auf Stufe 1 und hatte auf der Palermo-Skala einen Wert von minus 1,23, was sehr niedrig ist, was auch der niedrigste Wert war, den es gab. Deswegen stand das ganz oben, weil, ja, wie Helena schon sagte, ist es nicht nur etwas, was recht groß ist, das Ding hat ca. 700 Meter im Durchmesser, sondern auch etwas, das uns recht bald treffen können würde, ja, wenn sich die Bahnen dann kreuzen würden, nämlich schon am 10.03.2032. Und aus dieser Summe heraus entsteht eben, dass es ganz oben steht, auf dieser Liste an Objekten, die gerade mit dem höchsten Risiko, sozusagen, versehen werden. Was da vielleicht noch interessant ist und wie man diese Liste verstehen und benutzen kann, ist, dass viele Objekte, der Durchmesser zum Beispiel in Metern angegeben wird, aber mit einem Sternchen dahinter, das bedeutet, dass noch nicht ganz klar ist, was der tatsächliche Durchmesser ist, sondern dass nur so in etwa der Durchmesser ist, der gerade an der Stelle mit dem größten Durchmesser angenommen wird. Die Objekte sind meistens nicht kreisrund, deswegen kann man die sich nicht als Kugeln vorstellen, sondern manchmal sind sie auch länglich, und diese 700 Meter beziehen sich eben auf den größtmöglichen, wahrscheinlichen Durchmesser, der aber noch nicht bestätigt ist. Es gibt einige Objekte, die haben kein Sternchen dran, da ist die Zahl relativ genau durch viele Beobachtungen dann angegeben, und es kann in dieser Liste auch auf historische Daten zugegriffen werden. Da wird halt jede andere Berechnung, die bisher durchgeführt wurde und in die Liste eingegangen ist, auch aufgefasst, sodass gesehen werden kann, dass zum Beispiel dieses neue Objekt von vor 14 Tagen am 24.08. das erste Mal in die Liste aufgenommen wurde mit Daten und da auf der Palermo-Skala auf dem Maximum eine minus 3,23 hatte, und das ist dann in den nächsten Beobachtungen immer geringer geworden bis zum 05.09., bis jetzt schließlich die aktuellste Berechnung eingepflegt wurde, die ist vom 06.09., also es braucht manchmal offensichtlich ein paar Tage, bis die auftauchen, die halt von minus 1,23 wieder auf minus 2,42 hochgesprungen ist, weswegen es jetzt auf Stufe 0 ist. So, das mal dazu, was da überhaupt so für Daten mit drin stecken.
Helena: Aber das heißt jetzt immer noch auf Platz 3. Es war gestern noch auf Platz 1, aber jetzt ist es immer noch auf Platz 3.
Janine: Genau.
Helena: Weil es einfach so nah ist, das Ereignis, oder wäre.
Janine: Exakt. Direkt unterhalb der Risikoliste, wo jetzt dieses Objekt mit drin ist, ist auch noch eine Special Risk List, und in der sind nur zwei Objekte drin, und zwar ist dort 101955 Bennu, das Objekt, was wir eigentlich dann nur als Bennu bezeichnen, der ist recht gut beobachtet inzwischen, dazu kommen wir gleich auch noch, und ja, der hat gerade das Palermo-Skalen-Maximum von minus 1,59, und dann drunter ist ein Objekt, das deutlich größer ist, aber uns auch erst potenziell in über 800 Jahren treffen würde, das ist 290751950DA, also es hat noch keinen Namen bekommen, taucht da drin aber auf, weil es uns mit einem Wert auf der Palermo-Skala von minus 2,13 treffen könnte. Und eben, was Helena gerade mit Platz 3 meinte, wenn wir jetzt den aktuellen Wert von unserem neuesten Objekt angucken, dann ist der halt tatsächlich mit minus 2,42 direkt dahinter, und alle anderen fangen erst später an, wenn man das nach der Palermo-Skala sortiert. Außerdem gibt es auch noch andere Listen, es gibt noch die Close Approaches List, dort kann eingesehen werden, welche Objekte uns als nächstes passieren werden, auch welche Größe sie haben und in was für einem Abstand. Manchmal habt ihr vielleicht schon gehört, dass so etwas gesagt wird wie in so und so viel lunarer Distanz oder lunar distance, das ist die Entfernung des Mondes zur Erde als Maßeinheit dafür, wie dicht Objekte an uns vorbeifliegen. Zum Beispiel am 23.12. diesen Jahres ein Objekt von circa 40 Metern Durchmesser an uns vorbeifliegen wird in der 0,9-fachen Mondentfernung. Das heißt also, theoretisch zwischen uns und dem Mond einmal durchhuscht. Frage ist nur, wo im Orbit das dann liegt, es muss nicht exakt dazwischen durch sein, aber die Entfernung ist kürzer als die Entfernung, die der Mond zur Erde hat. Das ist die Close Approaches Liste und dann gibt es eben noch eine Priority List. Dort wird nach Priorität sortiert und zwar geht es da eher meistens darum, welche Objekte kommen uns demnächst nahe und können dabei beobachtet werden und wie lange können sie beobachtet werden. Das heißt also, das ist eine Liste, wo sich Astronomen ja quasi drum bemühen können, drauf zu gucken, welche Objekte sind in der Reichweite und können erneut beobachtet werden, weil, wie eben ja schon klar geworden ist, vermutlich je mehr Beobachtungen ein Objekt hat, desto genauer kann eben bestimmt werden, wo auf der Skala es einsortiert wird und dafür ist auch diese Priority List. Und dann gibt es auch noch eine Liste Removed from Risk List, also was oft genug beobachtet wurde und wo oft genug ausgeschlossen werden konnte, dass die Erde getroffen wird, das wird dann irgendwann auch von der Risikoliste entfernt und landet in einer eigenen Liste. Die ist allerdings noch nicht furchtbar lang, weil sie noch nicht sehr lang geführt wird. Also sie wird im Laufe der Zeit vermutlich anwachsen.
Helena: Also da ist man sich dann sicher, dass die auf keinen Fall noch treffen wird.
Janine: Genau. Und es gibt noch eine Liste mit vergangenen Einschlägen, die enthält aber gerade eine Total Number of 7 und die verstehe ich auch noch nicht so ganz so richtig, da muss ich ganz ehrlich sein. Die erscheint mir gerade auch nicht so spannend, weil da auch Ereignisse drauf sein könnten, theoretisch, die ich da gerade vermisse und deswegen klammer ich die hier mal jetzt ein bisschen aus. Ja, das ist auf jeden Fall, was gerade so grob in Beobachtung ist und wo das überhaupt eingesehen werden kann und wie. Guckt da gerne mal rauf, ihr könnt ein bisschen dran rumspielen an den Tabellen und auch die Objekte selbst näher angucken, da sind dann noch genauere Informationen, wenn ihr auf das Objekt klickt und da findet ihr dann auch noch ein paar spannende Infos, wie ich finde. Vielleicht versteht man nicht alle auf Anhieb, aber sich das so ein bisschen anzugucken und anzueignen kann ganz interessant sein.
Wie wird der Orbit von Asteroiden berechnet? (00:23:01)
Janine: Und in diese Tabellen fließt ja eigentlich schon ein, wie der Orbit von Asteroiden so aussehen müsste, könnte, aber die Frage ist jetzt natürlich, wie wird das überhaupt berechnet? Und ja, das weiß Helena.
Helena: Ja, um so ein Orbit von einem Asteroiden oder auch von Planeten überhaupt berechnen zu können, muss man dieses Objekt beobachten und zwar mehr als einmal, weil wenn man es nur einmal beobachtet, dann kann es erstmal irgendwo sein, aber aus einer einzelnen Beobachtung folgt halt nicht die Geschwindigkeit und die Richtung und deswegen bedarf es einfach mehrerer Beobachtungen und dann bestimmt man aus diesen Beobachtungen den sogenannten wahrscheinlichsten Orbit. Mathematisch geschieht das dann über die Methode der kleinsten Quadrate, die ja auch bereits von Gauß verwendet wurde, um Planetenbahnen zu berechnen. Dabei guckt man sich dann an, man hat mehrere Beobachtungen, diese Beobachtungen schreibt man dann auf, weil Bahnparameter sind etwas mehr, als man jetzt für so eine normale Linie hätte und dann guckt man die Abweichung an zwischen einem theoretisch berechneten Orbit und den Messdaten und fragt sich dann ja, wo ist denn dieser Abstand zwischen dem theoretischen Orbit, dem berechneten Orbit und den Messdaten am kleinsten und zwar nicht einfach nur am kleinsten, wenn man alle diese Abstände von dem Orbit und den Beobachtungen aufsummiert, sondern man summiert die Quadrate auf. Deswegen die Methode der kleinsten Quadrate und das ist in ziemlich vielen Bereichen der Mathematik, wenn man irgendwie so Linien berechnen möchte zum Beispiel, die einfachste Methode und eine schon ziemlich gute Methode, um ein Modell zu bestimmen, das ja die höchste Wahrscheinlichkeit hat zuzutreffen, auf Basis der gegebenen Messdaten, gut, dann hat man jetzt einen Orbit und dieser Orbit könnte natürlich jetzt den Erdorbit schneiden oder eben nicht und vielleicht auch dazu führen, dass da ein Impact ist oder nicht, aber der erlaubt keine Wahrscheinlichkeitenberechnung, weil man hat nur einen Orbit berechnet und das ist eben der Orbit mit der höchsten Wahrscheinlichkeit. Um jetzt eine Wahrscheinlichkeit berechnen zu müssen, muss man bedenken, ja, so eine Beobachtung ist ja nicht immer ganz exakt. Man kann ja nicht, wenn man von der Erde sich etwas anguckt, die Position am Himmel eines Objektes irgendwie auf einen Millimeter genau bestimmen und weiß dann genau, wie der Orbit sein muss, sondern es gibt verschiedene Parameter, die so einen Orbit beeinflussen können oder eine Messung beeinflussen können und all diese Parameter haben einen gewissen Fehlerbalken, also eine gewisse Ungenauigkeit aufgrund verschiedener Messmethoden oder auch einfach, weil man bestimmte physikalische Prozesse nicht so gut kennt. Und um jetzt eine Wahrscheinlichkeit zu berechnen, ja, hat man eine Zeit lang quasi ganz viele Orbits berechnet auf Basis eben dieser Messunsicherheiten und der anderen Parameter, die man nicht so genau wusste und statt jetzt irgendwie ganz viele Orbits zu berechnen, also man berechnet immer noch ganz viele Orbits, versucht man jetzt nicht irgendwie geschickt gute Orbits sich anzugucken, sondern man versucht jetzt durch die Rechenpower, die man in den letzten Jahren dazu gewonnen hat, möglichst einfach alle theoretisch denkbaren Orbits zu berechnen und dann ist eben der Anteil der Orbits, die eine Kollision beinhalten, die Wahrscheinlichkeit. Also wenn man dann irgendwie eine Million Orbits berechnet hat für ein Objekt und drei davon treffen die Erde, dann ist die Wahrscheinlichkeit eben drei zu einer Million. Wahrscheinlich berechnet man mehr als eine Million, weil es doch sehr viele Parameter gibt. Ja, ich habe gerade gesagt, es gibt physikalische Effekte, die man nicht so genau weiß. Also der erste physikalische Effekt, der den allergrößten Einfluss hat auf den Orbit eines Asteroiden, ist die Gravitation und die versteht man ziemlich gut. Man kennt dann ganz viele Objekte wie Planeten und all die gehen dann eben ein in den Orbit von so einem Asteroiden. Welcher Planet ist da nah? Und da kann es zum Beispiel sein, wenn so ein Asteroid sehr nah an der Erde vorbeifliegt, also zwischen Erde und Mond, dass je nachdem, wo genau der dann langfliegt, er unterschiedlich stark beeinflusst wird. Und so etwas verändert dann eben die Wahrscheinlichkeiten, die sich danach ergeben. Das ist dann gut, wenn man nach so einem nahen Vorbeiflug einmal alles neu berechnet und sich genau beobachtet, wie hat sich das jetzt verändert. Es erschwert allerdings ein bisschen die Vorausberechnung von solchen Kollisionswahrscheinlichkeiten, weil teilweise kann eben sowas drastisch den Orbit verändern. Und in der Raumfahrt wird das ja auch aktiv eingesetzt. Da gibt es die sogenannten Fly-By-Manöver, wo eine Sonde, die zum Beispiel zum Jupiter oder zum Saturn fliegen soll, die fliegt dann teilweise erst Richtung Venus und dann noch dreimal an der Erde vorbei, um Schwung zu holen, eben auf Basis dessen, dass die Gravitation halt unter den richtigen Voraussetzungen ermöglicht, die Umlaufbahn stark zu beeinflussen. Und den Effekt nutzen wir da gezielt aus. Der kann es allerdings ja auch ein bisschen erschweren, eben so einen Orbit vorauszuberechnen, wenn man nicht alle Parameter genau kennt. Was man ja in der Regel bei Raumfahrzeugen, die man losgeschickt hat, kennt man die tendenziell relativ gut, im Gegensatz zu einem Asteroiden, den man irgendwie dreimal beobachtet hat bisher. Das andere Problem, das man hat, ist, es gibt nicht nur gravitative Kräfte, die den Orbit beeinflussen können, sondern auch noch andere Dinge, wie wenn ein Komet zum Beispiel sehr viel Masse verliert, dadurch, dass die Sonne drauf scheint. Und so ein Komet besteht ja aus sehr viel Eis und das Eis ausströmt. Das wäre zum Beispiel eine Möglichkeit. Und eine andere Möglichkeit ist der sogenannte Jakowski-Effekt. Und dieser Effekt besagt, ja, wir haben jetzt einen Asteroiden und dieser Asteroid hat eine Umlaufbahn. Und der Asteroid dreht sich um sich selbst, so wie die Erde auch. Es gibt da quasi Tag und Nacht auf diesem Asteroiden. Und das heißt, dass die eine Seite warm wird, wenn sie von der Sonne beschienen wird, die andere Seite kühlt ab. Dadurch, dass der sich dreht, ist dann da, wo der sich von der Sonne gerade weggedreht hat, ist immer noch warm und der strahlt dann eben die Wärme in eine andere Richtung ab, als er die Wärme von der Sonne aufgenommen hat. Und je nachdem, wie schnell diese Energie wieder durch Wärmestrahlung abgestrahlt wird, verändert sich ganz leicht der Orbit. Das ist zwar nur ein sehr kleiner Effekt, wenn man sich jetzt anguckt im Vergleich zu gravitativen Effekten, was passiert. Aber wenn man so einen Asteroiden einige hundert Jahre lang beobachtet, dann kann er schon einen gravierenden Unterschied machen. Das wollte man sich dann näher angucken. Und deswegen gab es tatsächlich auch vor einigen Jahren eine Satellitenmission zu einem Asteroiden. Und das war Bennu, über den reden wir später dann noch mal mehr.
Welche bemerkenswerten Einschläge gab es bereits? (00:30:39)
Janine: Ich fand, man kann über dieses Thema gar nicht reden, ohne nicht auch darüber zu reden, welche bemerkenswerten Einschläge es bereits gab.
Helena: Ja, das stimmt.
Janine: Und deswegen habe ich mir ausgedacht, ich erzähle nochmal was dazu. Es gab natürlich das Tunguska-Ereignis, das lange auch heiß diskutiert war, was die Ursachen anging, weil es eben so verdammt wenig Menschen beobachtet haben. Im Einspieler gab es dazu ja schon einiges. Und es gab den berühmten Zwischenfall, den Helena eben auch schon erwähnt hat, mit den Dinosauriern vor etwa 66 Millionen Jahren. Zwischenfall ist vielleicht etwas milder ausgedrückt. Sehr viele Tiere und Pflanzen sind dabei vernichtet worden. Es ist eines der großen Massensterben, das dieser Planet bereits erlebt hat und wo vermutlich ein Asteroideneinschlag für verantwortlich ist. Also da ist sich die Wissenschaft heutzutage relativ sicher. Ich glaube, letztes Jahr wurde sogar herausgefunden, dass das im Frühling passiert ist.
Helena: Oh.
Janine: Also man kennt das genaue Jahr nicht, aber die Jahreszeit aufgrund von archäologischen Untersuchungen in der Nähe der wahrscheinlichen Einschlagstelle. Interessante Artikel kann ich gerne verlinken. Auf jeden Fall, ja, was sind denn bemerkenswerte Einschläge darüber hinaus, die vor allem vielleicht auch in jüngerer Zeit passiert sind? Da ist natürlich, eventuell erinnern sich einige dran, der Meteor zu erwähnen, der am 15. Februar 2013 über dem Ural in Russland in die Erdatmosphäre eintrat und explodierte und dabei sogar recht viel Zerstörung ausgelöst hat. Es haben einige dieser Dashcams, Kameras in Autos, die in Russland sehr verbreitet sind, haben das aufgezeichnet. Deswegen ist es auch relativ gut dokumentiert. Es war in den frühen Morgenstunden, viele Menschen waren schon unterwegs und plötzlich zog ein gleißender Feuerball über den Himmel und explodierte in einem sehr grellen Licht. Und dann gibt es noch wiederum einige Überwachungskameras, wo gezeigt wird, wie daraufhin in einem recht großen Gebiet Fensterscheiben zerborsten sind, Wände gewackelt haben und eben auch Menschen verletzt wurden. Dieser Meteor ist in etwa 20 Kilometern Höhe zerborsten, man bezeichnet es auch als Airburst, nahe der russischen Stadt Chelyabinsk und dabei wurden mehr als 7000 Gebäude beschädigt und über 1500 Personen verletzt. Im Bericht vom DLR zum 10. Jahrestag wird außerdem erwähnt, dass einige Personen sogar einen leichten Sonnenbrand erlitten haben, weil nämlich als der Airburst stattfand, die UV-Strahlung eine Intensität erreicht hat, die kurzfristig 30 mal heller als die Sonne gestrahlt haben soll. Also dieser Lichtblitz, in dem der Meteor zerbarst, war 30 mal heller als die Sonne und deswegen haben Menschen einen leichten Sonnenbrand erlitten.
Helena: Äh, krass.
Janine: Ja, da steckt einiges an Energie hinter. Und woher kommt diese Energie? Nun ja, in dem Bericht des DLR ist weiterhin zu lesen, dass das größte Trümmerstück, das von diesem Meteor gefunden werden konnte, 540 Kilogramm schwer gewesen sein soll. Das ist das fünftschwerste je geborene Meteoritenstück. Und jetzt ist natürlich die Frage, warum wussten wir das vorher nicht? Warum kam das so ohne Vorwarnung? Nun, der DLR sagt, nun ja, es war halt nur so groß wie ein Mehrfamilienhaus und damit eigentlich ziemlich klein, wenn man die Größe unseres Himmels betrachtet. Und er ist in horizontaler Richtung der aufgehenden Sonne angeflogen. Das heißt, er konnte recht schwer gesehen werden, denn ja, es ist im Prinzip die dunkle Seite, die uns gezeigt wird. Und deswegen war er eigentlich nicht wirklich sichtbar im hellen Licht der Sonne. Und ja, größere unbekannte Asteroiden, die sich auch im Streulicht sozusagen der Sonne anschleichen, könnten eben eher eine größere Gefahr werden. In diesem Fall wurden ja tatsächlich auch recht viele Menschen verletzt. Das lag aber, wie auch Florian Freistetter in seinem Bericht zu dem Ereignis klarstellt, nicht an einem Einschlag, sondern eben tatsächlich an der in der Luft passierten Explosion. Und ja, warum ist das explodiert? Die Kurzfassung ist, Hitze und Kompression durch die Atmosphäre. Wer das genauer wissen mag, der sollte gerne den Artikel von Freistetter lesen, der auch verlinkt ist, der erklärt das einmal ganz gut, wie so ein Airburst überhaupt zustande kommt und warum da so viel Energie freigesetzt wird. Was er auch schreibt, ist, dass die meisten tatsächlich nicht bemerkt werden und dass Objekte mit einem Durchmesser von einem Meter durchschnittlich pro Monat einmal die Erde treffen. Und Objekte mit einem Durchmesser von 15 Metern, so wie der russische Asteroid eben circa war, die treffen uns im Schnitt einmal in 100 Jahren.
Helena: Joa.
Janine: Also ein Jahrhundertereignis. Wir kennen das ja auch von der Jahrhundertflut. Das heißt aber nicht, dass es nur einmal in 100 Jahren auftritt, sondern dass die Wahrscheinlichkeit nur so hoch ist, dass es einmal auftritt. Aber wie Wahrscheinlichkeiten so sind, sagen sie nicht, was passiert, sondern nur, was passieren könnte.
Helena: Ja, es kann ja auch mal ein paar hundert Jahre lang keinen Treffer geben und dann gibt es zwei in Folge. Dann wäre immer noch die Wahrscheinlichkeit gewahrt.
Janine: Genau. Ja, was an dem Ereignis ganz interessant ist, ist, dass es zu einigen Verwechslungen kam. Nämlich etwa 16 Stunden später war ein vorher auch schon bekanntes Ereignis, nämlich der Vorbeiflug des Asteroiden Duende, der zu diesem Zeitpunkt wohl der dichteste beobachtete Vorbeiflug sein soll. Und deswegen haben Menschen spekuliert, dass es vielleicht damit zusammenhängt, dass nur weil Duende vorbeifliegt, dieser Meteor in Russland aufgetreten ist. Aber die Astronomen haben ganz schnell klargemacht, das war wirklich Zufall, weil vor allem aufgrund völlig verschiedener Bahnen ein Zusammenhang einfach ausgeschlossen werden kann. Die kamen aus ganz unterschiedlichen Richtungen.
Helena: Ja, gab es denn auch Asteroiden, die uns mit Vorwarnung getroffen haben?
Janine: Ja, die gab es. Und zwar fast auf den Tag genau zehn Jahre später. Nämlich am 13. Februar 2023.
Helena: Also dieses Jahr.
Janine: Genau, ja, das war dieses Jahr. Oh verdammt, das Jahr war schon so lang. Und zwar ist da in der Nacht zum 13. Februar über Nordfrankreich auch ein Meteor verglüht. Und der war etwa ein Meter groß und konnte gut beobachtet werden, weil der Asteroid etwa sieben Stunden vorher tatsächlich entdeckt werden konnte. Und zwar hat ein Observatorium in Ungarn ihn entdeckt und dann an das Minor Planet Center der NASA gemeldet, wo solche Asteroidenmeldungen gesammelt werden. Und dann konnten auch weitere Astronomen das knapp eine Stunde später schon beobachten und bestätigen. Und die Bahnberechnungen haben dann ergeben, dass eine hundertprozentige Einschlagswahrscheinlichkeit besteht. Und ja, das wurde dann eben beobachtet. Sichtbar war das Ereignis in Belgien, den Niederlanden, im Süden Englands und dem Nordwesten Deutschlands. Und ja, weil der Durchmesser eben nur ein Meter war, hat das Ereignis wahrscheinlich auch gar nicht so große Wellen geschlagen. Aber es ist erst der siebte Asteroid, der noch vor seinem Eintritt in die Erdatmosphäre entdeckt worden ist. Und die letzten dieser drei Fälle haben sich tatsächlich auch im letzten Jahr ereignet. Und in einem Artikel von Scinexx steht dann nach Ansicht der ESA illustriert genau das, dass sich die Überwachung potenzieller Impact-Ereignisse in jüngster Zeit verbessert habe. Naja, gut. Andererseits ist rund ein Viertel von den mehr als 140 Meter großen Asteroiden überhaupt bekannt, die so in der Erdnähe sind.
Helena: Also von denen man ausgeht, dass es sie überhaupt gibt.
Janine: Genau. Von dem französischen Asteroiden konnten dann auch Meteoritenstücke gefunden werden. Was da auch interessant ist, dass um wenige Tage versetzt sowohl auch in Texas als auch in Italien Meteoritenstücke gefunden werden konnten von Ereignissen, die beobachtet wurden. Und das ist ganz interessant, weil es halt relativ nah beieinander liegt, aber auch in diesem Fall nichts miteinander zu tun hat. Nur, ja, die Häufigkeit ist halt hier ein bisschen auffällig. Manche haben gemunkelt, das ist eine interessante Art, den zehnten Jahrestag der Explosion des Meteors von Chelyabinsk zu gedenken. Warum das eigentlich alles so faszinierend ist, Menschen beschäftigen sich sehr gerne damit und Menschen sehen auch sehr gerne Sachen darin. Ich habe zum Beispiel auch einen Meteor gesehen, der auch auseinandergebrochen ist beim Eindringen in die Erdatmosphäre. Das war ein recht schönes Ereignis eigentlich, weil es sehr, sehr interessant aussah. Also es war eigentlich grellgrün alles und das Zerbrechen war wie so ein Lichtblitz im Objekt. Und ich habe euch mal einen Link reingetan, denn davon gibt es tatsächlich auch Videoaufzeichnungen und da könnt ihr das sehen. Das Ganze passierte nämlich am 31.10.2015, und zwar an Halloween, sozusagen. Deswegen hat der auch ein bisschen Beachtung bekommen und weil es in den frühen Abendstunden passiert ist, gab es auch sehr viele Beobachtungen. Es gibt übrigens auch eine Internetseite, auf der Feuerbälle gemeldet werden können und wo Menschen selber eintragen können, was sie gesehen haben. Und das ist auch ganz spannend, da mal durchzurecherchieren. Vielleicht findet man da auch Sachen, die man selbst schon gesehen hat. In meinem Fall ja. Da gibt es einige Beobachtungen zu. Und auch dieser Meteor, den ich gesehen habe, hat so eine gewisse Koinzidenz mit einem zweiten Asteroiden. Überhaupt nichts miteinander zu tun wieder, aber es gab einen Vorbeiflug an Halloween 2015 und dieser Asteroid ist besonders häufig in den Nachrichten gewesen, weil die Aufnahmen, die von ihm gemacht wurden, so aussehen, als sei es ein Schädel.
Helena: Ein Totenschädel. Ja, wenn ich mir den angeguckt hätte, bevor du das erwähnt hättest, hätte ich gern nicht gewusst, ob ich es dann erkannt hätte. Nachdem ich den erst danach angeguckt habe, habe ich das sofort gesehen, was gemeint ist in dem Bild. Aber ja, ein rotierender Schädel... es ist natürlich kein Schädel.
Janine: Nein, aber es zeigt sehr schön, dass die Leute immer sehr bereit sind, Sachen in Dingen zu sehen. Es gibt ja auch das berühmte Mars-Gesicht, das aufgrund der... des wenigen Detailgrades der Videoaufnahmen oder der Satellitenaufnahmen vom Mars eben wirklich so aussah, als wäre da ein Gesicht auf der Oberfläche, was es tatsächlich aber nicht ist. Spätere Aufnahmen haben das ein bisschen demontiert. Und ja, so ähnlich ist es vielleicht auch bei dem Halloween-Asteroiden, aber es ist auch wieder ein schöner Zufall. Und insgesamt die ganzen Zufälle, die sich um diese Einzelereignisse häufen, finde ich, zeigen auch, wie viel wirklich am Himmel los ist, ohne dass wir es mitkriegen. Und wie viel parallel passiert, ohne dass es etwas miteinander zu tun hat.
Helena: Ja, es gibt einfach unheimlich viele von diesen erdnahen Objekten.
Trifft uns der Asteroid Bennu? (00:42:38)
Janine: Genau, und eines davon hatten wir jetzt schon häufiger erwähnt, das ist Bennu. Aktuell, so wie wir die Tabellen und Skalen verstanden haben, sieht alles ganz gut aus und Bennu wird uns nicht treffen oder nur mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit treffen. Aber ja, was ist denn, was steckt denn dahinter?
Helena: Ja, also Bennu ist ein Asteroid, der uns potenziell in über 100 Jahren treffen könnte. Der hat nämlich auch gerade die höchste Wahrscheinlichkeit. Die höchste Wahrscheinlichkeit in diesem Fall heißt 1 zu 1800. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass das wirklich passiert, ist sehr gering, aber dadurch, dass der jetzt auch gar nicht so klein ist, sondern ungefähr 500 Meter Durchmesser hat, wäre der Schaden immer noch sehr groß. Und dieser Asteroid ist jetzt auch schon seit einer ganzen Weile unter Beobachtung. Und da der eben die bisher größte Wahrscheinlichkeit hat, und das auch schon länger, hat man da eine Sonde hingeschickt, nämlich Osiris-Rex. Das Ziel von Osiris-Rex war es eben, die Oberfläche und das Material des Asteroiden zu untersuchen, um dabei eben den angesprochenen Jakowski-Effekt besser berechnen zu können. Also wie viel Sonneneinstrahlung wird absorbiert, wie wird die wieder ausgestrahlt, um dann eben berechnen zu können, wie das langfristig den Orbit verändert. Bevor man diese Messung gemacht hatte und die letzte große Berechnung der Wahrscheinlichkeit berechnet hatte, war die 2014 die Wahrscheinlichkeit schon mal nur 1 zu 2700, also kleiner als jetzt. Die Zahl ist größer, aber das heißt, aktuell ist es quasi wahrscheinlicher laut Berechnung, als es im Jahr 2014 war. Genau, im Jahr 2014 sah es aus, als wäre die Trefferwahrscheinlichkeit noch geringer als jetzt. Aber dann hat man eben diese Messung durchgeführt und durch die neue Messung ist eben die Wahrscheinlichkeit, von Bennu getroffen werden, gestiegen. Die ist immer noch klein, aber eben größer. Und im Jahr 2135 gibt es einen Vorbeiflug von Bennu, das ist noch in über 100 Jahren, wo Bennu zwischen Mond und Erde vorbeikommt und das ist so der Punkt, da werden wir nicht getroffen, auf jeden Fall nicht, aber dieser Vorbeiflug könnte eben diese Umlaufbahn relevant verändern, sodass danach entweder sicher wäre, dass wir getroffen würden, oder die Wahrscheinlichkeit dann auf 0 sinkt. Das ist so der aktuelle Stand. Das heißt, man muss auf jeden Fall den Vorbeiflug im Jahr 2135 sich angucken und danach weiß man genaueres.
Janine: Das klingt jetzt für uns so ein bisschen ernüchternd.
Helena: Ja gut, wir kriegen das jetzt nicht mit, was da passieren wird. So alt werden wir wahrscheinlich nicht. Der Einschlag von Bennu, wenn Bennu treffen würde, würde 25 Mal die Energie freisetzen, die die derzeit stärkste Atombombe hätte. Also sollte sich dann eben die Trefferwahrscheinlichkeit nach diesem Vorbeiflug als sicher herausstellen, dann sollten wir auf jeden Fall etwas dagegen tun.
Janine: Ja.
Helena: Und eine relevante Sache, die auch eine Rolle spielt, wenn man irgendwas dagegen tun kann, ist eben zu wissen, woraus besteht Bennu jetzt eigentlich. Deswegen hatte man ja die Sonde hingeschickt. Und jetzt im September, nachdem diese Folge erschienen ist, soll tatsächlich eine Probe von Osiris-Rex auf der Erde ankommen, wo man dann bestimmen kann, woraus besteht Bennu und was kann man mit diesen Materialien so anfangen. Und wenn man dann weiß, woraus das besteht und so weiter, was lässt sich dann tun, um Einschläge zu verhindern?
Was lässt sich tun, um Einschläge zu verhindern? (00:46:23)
Janine: Nun ja, der Himmel ist verdammt groß über uns und wir können die Augen nicht gleichzeitig überall haben. Womit sich Einschläge auf jeden Fall verhindern lassen könnten, so als grundlegende Basis, ist die Beobachtung. Also wir müssen Objekte überhaupt erst mal wahrgenommen haben, um gucken zu können, ob wir etwas dagegen tun können. Und um überhaupt Beobachtungen machen zu können, sind eben auch die Umstände wichtig. Also wir hatten das vorhin ja schon, wenn aus der Richtung der Sonneneinstrahlung zum Beispiel Asteroiden kommen, das erschwert die Suche erheblich, weil sie dann vielleicht gar nicht richtig gesehen werden können. Es wird zwar grundsätzlich auch die Überwachung des Himmels ausgebaut und Abwehrmethoden werden erforscht. Und die scheinen ja auch immer besser zu werden, wie eben vorhin kurz erwähnt. Aber in dem Zusammenhang hatte 2013 bereits Florian Freistetter auch etwas gesagt, dass eben die Situation auch noch nicht ganz ideal ist und die Suche mehr Ressourcen und Geld vertragen könnte, um überhaupt effektiver sein zu können. Also es gibt eine Internetseite vom, wie hieß das Ding jetzt, Moment, von der International Astronomical Union und dem Minor Planet Center. Dort kann zum Beispiel eingesehen werden, wie zu einem bestimmten Zeitpunkt die Sky Coverage aussah. Man kann sich da einen Plot erstellen, der einem zeigt, zu welchem Zeitpunkt zu wie viel der Himmel tatsächlich abgedeckt beobachtet werden konnte. Je größer der Zeitraum ist, desto größer ist auch die Abdeckung. Man kann ein bisschen mit rumspielen, wenn man mehrere Monate sich anguckt, sieht man zum Beispiel ganz gut, was Florian Freistetter auch erwähnt hat, dass die Südhalbkugel relativ schlecht abgedeckt ist. Man sieht auch, wenn man einen kleineren Zeitraum von Wochen wählt, zum Beispiel sehr gut, dass die Meere, also über den Meeren der Himmel, auch relativ schlecht abgedeckt ist. Das ändert sich bei größeren Zeiträumen. Und wenn man jetzt zum Beispiel den 12. bis 13. Februar diesen Jahres nur auswählt, sieht man, wie wenig Beobachtung an einem einzelnen Tag eigentlich stattfindet. Das heißt, es wird gar nicht jeden Tag der ganze Himmel beobachtet, sondern immer nur Auszüge zu bestimmten Zeiten und das Ganze wird dann zusammengenommen. Das heißt, man müsste, um kurzfristige Ereignisse feststellen zu können, auch eine grundsätzliche Überwachung des Himmels gewährleisten können. Aber, und das ist der nächste Punkt, das kostet wiederum Geld und Ressourcen. Wir bräuchten vielleicht mehr Teleskope und vor allem auch mehr Teleskope im Weltraum, die aus anderen Perspektiven den Himmel untersuchen könnten. Und die Teleskope, die wir haben, werden ja auch oft für ganz andere Untersuchungen benutzt. Eben zum Beispiel, um schwarze Löcher sich näher anzugucken und da schöne Bilder von zu generieren und die ganze Arbeit drumherum und so. Und das ist auch ein Thema, was Freistetter angesprochen hat. Asteroiden entdecken ist in der Wissenschaft aktuell nicht so prestigeträchtig und gibt deswegen vielleicht auch nicht so viele Fördergelder wie andere Untersuchungen eben. Also das heißt, mehr Ressourcen und mehr Geld könnte helfen, auch noch einen größeren Bereich erfassen zu können oder über längere Zeit erfassen zu können. Das ist das, was wir grundsätzlich noch als Abwehrmaßnahme einschieben müssten, um da besser aufgestellt zu sein. Dennoch gibt es ja einiges, was gemacht und probiert wird.
Helena: Aber es ist halt die Frage, ob das Aufgabe der Grundlagenwissenschaften ist oder ob man dafür nicht eher Programme braucht, die staatlich oder politisch gewollt sind. Um genau das Ziel zu haben, alle potenziellen Impacts zu finden.
Janine: Ja.
Helena: Also statt irgendwie immer extra Forschungsgeld dafür sowas zu beantragen, wäre es eher sinnvoll, da ein Programm zu finanzieren oder mehrere Programme von der ESA und der NASA, die halt auszustatten mit mehr Geld, dass die dann alles theoretisch finden könnten.
Janine: Genau.
Helena: Weil im Moment passiert sehr viel der Asteroidenentdeckung ja gar nicht von großen Forschungsinstituten, sondern ein nennenswerter Teil wird durch Amateur-Astronomen abgedeckt, die einfach, weil sie Spaß haben, den Himmel beobachten und die meisten erdnahen Objekte kommen eben daher. Das heißt, es ist sehr stark Hobby-getrieben.
Janine: Exakt.
Helena: Die Berechnung dann für die Orbits und so, dafür gibt es dann eben die großen Institute, die das machen, aber die machen halt nur einen sehr kleinen Teil der Beobachtung.
Janine: Und wenn jetzt so eine Beobachtung aber dann tatsächlich passiert ist, egal auf welcher Grundlage, dann kann eben darüber nachgedacht werden, was zu tun ist. Und zwar gibt es zwei Optionen laut der ESA. Die eine Option ist ablenken und die andere zerstören. Zerstören ist tatsächlich bei größeren Objekten gar nicht so trivial und Stand heute eher nicht möglich, beziehungsweise auch nicht ratsam, weil dabei ja auch größere Trümmerteile entstehen können und unvorhersehbar ist, wo und wie die sich dann verhalten, wo die langziehen. Deswegen wird das eher verworfen und dann bleibt noch das Ablenken. Und das Ablenken, da werden auch unterschiedliche Möglichkeiten diskutiert. Zum Beispiel könnte man Raketenantriebe oder Nuklearantriebe an Asteroiden anbringen und einfach dadurch ihre Bahn verändern, dass man ihnen einen Schub gibt damit. Oder ein Sonnensegel drauf anbringen, das einfach auch die Bahn verändert.
Helena: Ja, wenn man genug Zeit hätte, ein Sonnensegel ist sicher nicht schlecht.
Janine: Genau. Allerdings, ja, Zeit ist manchmal so der Faktor, wenn wir die Sachen erst sehr spät finden. Eine andere Option ist noch das Rammen von Objekten mit anderen kleineren Objekten oder Dinge darauf einschlagen lassen. Und manches ist vielleicht nicht so wirklich möglich, vielleicht technisch nicht, vielleicht zeitlich nicht. Und die Frage ist auch wirklich, wollen wir versuchen, irgendwie mit riesigen Wasserstoff- oder Nuklearsprengköpfen so ein Ding auseinanderzudingsen? Ich meine, das müssten wir vorher auf diesem Planeten hier haben und wir sind Menschen. Also, naja, vielleicht auch nicht so die klügste Idee, insgesamt so eine große Waffe zu bauen und deswegen Ablenken. Aber wie? Inzwischen sind die Überlegungen dazu so weit gegangen, dass die DART-Mission inzwischen schon abgeschlossen ist. Das heißt, wir überlegen nicht nur, wie kann das passieren, sondern wir haben schon versucht, wie das passieren kann. Und die DART-Mission, das ist der Double Asteroid Redirection Test, also der Doppel-Asteroiden-Neuausrichtungstest.
Helena: Ja.
Janine: Was ist da passiert? Es wurde ein Objekt gebaut, das recht schwer war, und es wurde ein Asteroidenpaar ausgesucht. Das ist nämlich der Doppel-Asteroid Didymos und sein Begleiter Dimorphos. Die Forschung hat berechnet, wie groß ein Objekt sein müsste, um Dimorphos vielleicht in seiner Bahn zu beeinflussen. Es wurden einige Instrumente und Module an diesem Objekt angebracht, die dann auch Messungen durchführen konnten für den Zeitpunkt des Aufschlags und was danach passiert ist. Und dann ist im November 2021 eine Rakete gestartet, die DART ins All gebracht hat. Dann ist dieses DART-Modul dahin gereist und ist im September 2022 auf den kleineren Asteroiden, der den größeren umkreist, eingeschlagen. Das Ziel dieser Mission war es, eine Verkürzung der Umlaufzeit, also der kleine Asteroid hat um den größeren herum eine bestimmte Umlaufzeit. Der Einschlag war so kalkuliert, circa, dass 10 Minuten kürzer die Umlaufzeit sein sollte. Die ersten Messungen danach haben ergeben, dass sich tatsächlich die Umlaufzeit verkürzt hat, aber sogar um 33 Minuten.
Helena: Das ist ja schon ziemlich erfolgreich gewesen. Andererseits wusste man vorher auch nicht, welche Masse der Asteroid genau hat.
Janine: Genau.
Helena: Und deswegen wusste man jetzt auch nicht, wie genau der Effekt des Einschlags wird.
Janine: Ja. Das ist nämlich auch, was Helena gerade sagte. Wir sind zu Bennu geflogen und haben uns da Proben abgeholt, die jetzt hier landen werden, Ende des Monats, um überhaupt wissen zu können, woraus besteht der denn, um eben solche Masseberechnungen machen zu können und wissen zu können, was wäre denn nötig, um zum Beispiel eine Ablenkung des Asteroiden überhaupt durchführen zu können. Weil, ja, dabei werden ja Impulse übertragen von dem einschlagenden Objekt auf das in seiner Umlaufbahn befindliche Objekt, damit diese überhaupt verändert werden kann. Und nun ja, welche Masse braucht es denn halt, damit da überhaupt ein Effekt eintritt? Und überhaupt, wie sieht der Effekt über die lange Zeit aus? Im Fall der DART-Mission soll eine Folgemission das überprüfen. Die wird HERA genannt und soll zwischen 2024 bis 2027 eben neue Erkenntnisse bringen und nochmal den Asteroiden besuchen und die Folgen des Einschlags überhaupt genauer erfassen können, damit die Forschung da noch nähere Erkenntnisse draus ziehen kann für weitere Überlegungen, wie denn Asteroidenabwehr aussehen kann.
Helena: Bin gespannt, was da rauskommt. Es hat ja leider nicht geklappt, HERA gleichzeitig mit DART loszuschicken und das während des Tests schon alles mitzumessen. Das wäre optimal gewesen, aber ja, aufgrund von Budgetkürzungen hätte das dann nicht mehr geklappt.
Janine: Aber es gab ja auch ein paar Erkenntnisse dann direkt vom Einschlag und vielleicht ist so ein zeitversetztes Ding auch gar nicht so verkehrt.
Fazit (00:56:47)
Helena: Ja, das war jetzt alles und das war ja schon ziemlich viel, was wir zum Thema Wahrscheinlichkeiten und Asteroiden sagen konnten. Dann kommen wir doch mal zum Fazit. Also ich fand es auf jeden Fall sehr spannend, das zu recherchieren und nochmal nachzugucken, wie man jetzt eigentlich die Wahrscheinlichkeit berechnet, dass man eben möglichst versucht, alle denkbaren Orbits mitzunehmen, die auf Basis der Messdaten möglich sind, um dann eben eine möglichst akkurate Wahrscheinlichkeit zu berechnen. Mir war jetzt auch nicht klar, dass es eben diese Palermo-Skala gab, bei der auch wie lange dauert es denn eigentlich, bis der Asteroid uns trifft, eine Rolle spielt. Ja, und gleichzeitig wurde wir bisher, seit wir das beobachten, noch nicht so oft getroffen mit Vorwarnung. Aber es passiert jetzt langsam. Das heißt, es wird besser und es gibt erste Ansätze zum Abwehren von Asteroiden und sollte uns Bennu tatsächlich dann treffen, können wir das verhindern. Das ist schon sehr beruhigend.
Janine: Ich habe, glaube ich, tatsächlich gar nicht so viel. Also du hast eigentlich schon alles gesagt, was ich auch in ein Fazit packen könnte. Ich finde es auf jeden Fall ein super spannendes Thema, wie eigentlich alle Themen, die wir uns angucken. Es hat ja Gründe, dass wir sie uns angucken. Okay, das gebe ich zu. Wir können es uns halt selbst aussuchen. Aber es ist ein sehr spannendes Thema, weil da so viel mit dran hängt. Also man kann über Wahrscheinlichkeiten reden, darüber, was eigentlich in diesem Universum passiert und wie uns das auf der Erde beeinflusst. Und das ist schon sehr schön. Das ist vielleicht das Fazit, das ich hier noch dranhängen kann, auch wenn das jetzt sehr schwammig klingt.
Helena: Ja, und außer zu wissen, wie wahrscheinlich etwas ist, ist es eben auch wichtig zu wissen, wie groß ist denn das damit verbotene Risiko oder der Einfluss von diesem Ereignis wie dem Asteroideneinschlag.
Nächste Folge: #CCCamp23 und Data Science im Oktober (00:58:48)
Helena: Gut, dann die nächste Folge handelt von Janines Besuch auf dem Chaos Communication Camp, dem Camp, das alle vier Jahre vom Chaos Computer Club veranstaltet wurde. Du bist unterwegs und hast ein paar Interviews oder ein Interview eingesammelt von Leuten, die etwas mit Data Science machen. Und wir sind gespannt, was dabei herausgekommen ist.
Janine: Genau. Ja, es ist alles ein bisschen anders gelaufen, als es vorher gedacht war. Deswegen müssen wir da noch so ein bisschen nachimprovisieren. Aber ihr werdet es hören.
Call to Action (00:59:24)
Janine: Wenn ihr das hören möchtet, dann folgt uns doch gerne auf mastodon unter at datenleben at podcast.social oder auf Twitter unter at datenleben. Besucht gerne unsere Webseite www.datenleben.de und hinterlasst uns da gerne Kommentare unter unseren Folgen. Darüber freuen wir uns eigentlich immer sehr. Und ihr könnt uns natürlich auch als Data Scientist buchen für Analysen oder Projekte. Falls ihr noch andere Fragen oder Themen habt, die euch interessieren, dann schreibt uns gerne.
Helena: Ja, dann bleiben wir nur noch für eure Aufmerksamkeit zu danken und bis zum nächsten Mal. Ciao!
Janine: Tschüss!